Wie der Mond die Erdatmosphäre schützte

Timo Ueltzhöffer

Sich ovalförmig um den Mond erstreckende Linien

NASA

Das Magnetfeld des Mondes spielte einst eine entscheidende Rolle für die Erdatmosphäre. Derzeit ist es zwar eintausendmal schwächer als das der Erde, doch das war nicht immer so – vor rund vier Milliarden Jahren war es etwa so stark wie das der Erde heute. Mithilfe von Simulationen zeigten Wissenschaftler nun, dass sich die Magnetfelder von Erde und Mond damals womöglich überlagerten und gemeinsam zum Erhalt der Erdatmosphäre beitrugen. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „Science Advances“ berichten, hätte das Erdmagnetfeld alleine die Atmosphäre nicht vor dem Sonnenwind – den permanent von der Sonne auf die Erde einprasselnden geladenen Teilchen – schützen können.

Sich ovalförmig um Erde und Mond erstreckende Linien, die sich bei größeren Abständen überlappen und eine gemeinsame Grenze um beide Objekte ziehen.

Vereinte Magnetosphäre von Erde und Mond

Seit der ersten Mondlandung im Jahr 1969 untersuchten Forscher zahlreiche, auf dem Mond gesammelte Gesteinsproben. Neuere Analysen der Proben zeigten, dass das Magnetfeld des Mondes vor rund vier Milliarden Jahren stärker war als bislang bekannt. Damals war die Erde etwa 600 Millionen Jahre und der Mond etwa 500 Millionen Jahre alt. Außerdem waren sich Erde und Mond deutlich näher: Nur etwa 115 000 Kilometer anstatt der derzeitigen rund 384 000 Kilometer trennten die beiden Himmelskörper.

Auf Basis der neuen Ergebnisse simulierten James Green von der NASA und seine Kollegen die Magnetosphären von Erde und Mond – die Gebiete, in denen ihr jeweiliges Magnetfeld vorherrscht. Die Simulationen zeigen, dass sich damals ein gemeinsames Magnetfeld um die Erde und den Mond formte. Diese vereinte Magnetosphäre, so die Forscher, habe womöglich den damals stärkeren Strom an geladenen Teilchen von der Sonne abgelenkt und so die Erdatmosphäre geschützt.

Ohne das starke Mondmagnetfeld hätte die Erdatmosphäre dem Sonnenwind vermutlich nicht standgehalten und wäre dünner geworden. Damit wären auch die Bedingungen für Leben auf der Erde deutlich erschwert gewesen. In den kommenden Jahren planen Forscher nun mit dem Raumfahrtprojekt Artemis neue Missionen zum Mond. Unter anderem sollen Proben am Südpol des Mondes gesammelt werden. Green und seine Kollegen hoffen, mit den neuen Proben auch ihre Simulationen der vereinten Magnetosphäre von Erde und Mond und deren Einfluss auf die Erdatmosphäre zu bestätigen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2020/wie-der-mond-die-erdatmosphaere-schuetzte/