Erderwärmung – global und rasant

Jan Oliver Löfken

Das Bild zeigt die aktuelle Klimaerwärmung. Die wärmste 50-Jahresperiode der vergangenen 2000 Jahre trat auf über 98 Prozent der Erdoberfläche im 20. Jahrhundert auf.

Universität Bern

Im Lauf der Geschichte schwankte das Klima auf der Erde immer wieder – etwa während der Kleinen Eiszeit von 1300 bis 1850 oder der Mittelalterlichen Warmzeit zwischen 700 bis 1400. Bisher ging man davon aus, dass es sich bei diesen beiden Phasen um weltweite Phänomene handelte. Doch nun konnte eine Forschergruppe auf Basis von Klimadaten der vergangenen zweitausend Jahre belegen, dass die vorindustriellen Klimaschwankungen regional auftraten – anders als die gegenwärtige Klimaerwärmung, die auf der ganzen Welt gleichzeitig stattfindet. Wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“ berichten, zeigen ihre Analysen außerdem, dass sich die Erde momentan so schnell wie noch nie in den vergangenen zweitausend Jahren erwärmt.

Für ihre Analyse nutzten Raphael Neukom von der Universität Bern und seine Kollegen die Datenbank des internationalen Forschungskonsortiums PAGES – Past Global Changes. Die darin gesammelten historischen Daten basieren auf Baumringen, Eisbohrkernen, Seesedimenten sowie Korallen und liefern umfassende Informationen über das Klima der vergangenen zweitausend Jahre. Insgesamt analysierten die Forscher fünf vorindustrielle Klimaepochen mithilfe von unterschiedlichen statistischen Methoden, um mögliche Fehlinterpretationen zu vermeiden. Es zeigte sich, dass die Spitzenzeiten der vorindustriellen Warm- und Kaltzeiten zu verschiedenen Zeiten an unterschiedlichen Orten auftraten.

„Zwar war es während der Kleinen Eiszeit auf der ganzen Welt generell kälter“, sagt Neukom, „aber nicht überall gleichzeitig.“ Diese regionalen Unterschiede der Klimaschwankungen in vorindustrieller Zeit erklären sich die Forscher mit zufälligen Schwankungen innerhalb des Klimasystems. Ereignisse wie Vulkanausbrüche oder Schwankungen in der Sonnenaktivität würden sich zwar global auswirken. Doch seien diese Faktoren nicht stark genug gewesen, um über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg auf der ganzen Welt für deutlich wärmere oder kältere Temperaturen zu sorgen. Die aktuelle Warmphase dagegen verläuft erstmals weltweit und gleichzeitig.

Zudem ergab die Klimaanalyse, dass die wärmste Phase der vergangenen zweitausend Jahre auf über 98 Prozent der Erdoberfläche sehr wahrscheinlich im 20. Jahrhundert liegt. Außerdem zeigte sich, dass die gegenwärtige globale Erwärmung signifikant schneller erfolgt als alle anderen Klimaschwankungen im untersuchten Zeitraum. Damit belegen auch diese Studien, dass der aktuelle Klimawandel nicht mit zufälligen Schwankungen, sondern durch vom Menschen verursachte Emissionen von Treibhausgasen zu erklären ist.

 

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2019/erderwaermung-global-und-rasant/