Komplexe organische Moleküle auf Enceladus

Dirk Eidemüller

Die Aufnahme zeigt die Oberfläche von Enceladus. An manchen Stellen tritt Dampf aus der Oberfläche.

NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Der Saturnmond Enceladus gilt als interessantester Kandidat für die Suche nach Lebensformen außerhalb der Erde. Unter einer dicken Eiskruste verbirgt sich auf dem Himmelskörper ein Ozean. Zudem wird der Gesteinskern des Mondes durch Gezeitenkräfte durchgeknetet, wodurch sich das unterirdische Meer bis zum Siedepunkt aufheizen kann. In den Daten der Raumsonde Cassini stießen Frank Postberg von der Universität Heidelberg und seine Kollegen nun auf Spuren überraschend schwerer organischer Moleküle rund um Enceladus. Solche komplexen Moleküle seien zwar noch kein Beweis für Leben, so das Forscherteam in der Zeitschrift „Nature“, belegen aber eine reichhaltige Chemie auf dem Eismond.

Die nun aufgespürten Moleküle und Molekülfragmente sind bis zu viermal schwerer als die größten bislang nachgewiesenen Moleküle rund um Enceladus: Sie bringen es auf bis zu 200 atomare Masseneinheiten, wobei eine atomare Masseneinheit etwa dem Gewicht eines Wasserstoffatoms entspricht. Da vermutlich etliche Moleküle beim Aufprall auf den Detektor der Raumsonde aufbrachen, könnten die ursprünglichen Moleküle noch deutlich schwerer gewesen sein – bis zu einige Tausend atomare Masseneinheiten halten die Forscher für möglich. Um welche Moleküle es sich handelt, ließ sich mit den Bordmitteln von Cassini leider nicht exakt bestimmen.

Überrascht waren die Forscher auch über die hohe Konzentration organischer Moleküle um Enceladus. Vermutlich heften sich die Moleküle an aufsteigende Gasbläschen im unterirdischen Ozean und gelangen so an die Oberfläche. Zusammen mit verdampfendem Wasser werden sie dann ins Vakuum des Alls gerissen. In der Kälte des Weltraums gefriert das Wasser schnell und bindet die organischen Moleküle an sich. „Die Fontänen auf Enceladus legen uns die interessanten Moleküle praktisch auf den Präsentierteller“, so Postberg. Da Leben nach heutigem Verständnis wahrscheinlich Wasser und eine Energiequelle benötigt, sind die Voraussetzungen dafür bei kaum einem anderen Himmelskörper besser als auf Enceladus. Auf Meteoriten fand man allerdings schon ähnlich schwere Moleküle, die in komplexen chemischen Prozessen – ganz ohne Biologie – entstanden sind.

Cassini startete 1997 ins All und eigentlich waren die Instrumente nicht für die Erforschung von Enceladus ausgelegt. „Wir können deshalb froh sein, dass wir diese Messungen mit der Raumsonde überhaupt machen konnten“, erklärt Postberg. Die Mission ging 2017 zu Ende. Mit den letzten Treibstoffreserven lenkte man die Raumsonde in die Saturnatmosphäre, wo sie verglühte. Auf diese Weise wollten die Wissenschaftler vermeiden, dass irdische Mikroben den Eismond eventuell kontaminieren.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2018/komplexe-organische-molekuele-auf-enceladus/