Sanddünen in Zeiten des Klimawandels

Wie sich Sanddünen durch die Wüste bewegen, könnte sich bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich verändern.

Jan Oliver Löfken

Sanddünen in einer Wüstenlandschaft

Evgeniy Ivanov/iStock

Von der Sahara über die Wüste Gobi in Asien bis zu den Trockengebieten im Westen Australiens – rund um den Globus finden sich Sanddünen. Wie sie sich mit zunehmender Erderwärmung fortbewegen und ausbreiten, konnten Forscher nun mit einem neuen Modell vorhersagen: So ist je nach Wind und Wüste teils eine zunehmende, teils eine abnehmende Dynamik der Dünen zu erwarten, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“. Mit diesen Prognosen lassen sich künftig große Infrastrukturprojekte wie etwa Eisenbahnlinien besser an die zu erwartende Entwicklung von Sanddünen anpassen.

Je nachdem, wie stark und woher die Winde in einer Wüste wehen, und wie viel Sand vorhanden ist, bilden Dünen gerade, stern- oder sichelförmige Strukturen. Außerdem können sie – vom Wind getrieben – durch die Wüste wandern und sich an andere Orte ausbreiten. Doch durch die weiterhin starke Nutzung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Erdöl schreitet der Klimawandel weiter voran, weshalb in den verschiedenen Regionen mit einer Verlagerung der Niederschlagszonen – etwa in Monsungebieten – und veränderten Windverhältnissen zu rechnen ist. Diese Klimaveränderungen wirken sich auf das regionale Wetter – und damit auch auf Ausbreitung und Dynamik von Dünen in Sandwüsten – aus.

Um diese Auswirkungen näher zu untersuchen, machten Andreas Baas und Lucie Delobel vom King´s College London zuerst eine Bestandsaufnahme größerer Sandwüsten auf der gesamten Erde. Mit Satellitenaufnahmen und Daten von Wetterstationen ermittelten sie, wie sich Sanddünen vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2015 ausbreiteten und wanderten. Danach blickten die Forscher mit Klimamodellen in die Zukunft, genauer auf die Jahre von 2085 bis 2100.

Die Prognosen der beiden Forscher zeigen sehr unterschiedliche Entwicklungen: So rechnen sie im Westen Australiens, in der Wüste Thar in Indien und vor allem auf der arabischen Halbinsel mit deutlich stärkerer Dünenwanderung. In der Wüste Gobi und in der nördlichen Sahara dagegen könnten schwächere Winde die Dünendynamik zurückgehen lassen.

„Diese Veränderungen werden die Verkehrsinfrastruktur, Industrie und die urbane Entwicklung in Wüstenregionen beeinflussen“, folgern Baas und Delobel. Allerdings gibt ihre Studie nur einen ersten groben Überblick, wie sich die Dünendynamik entwickelt. Sie könnte sich weniger stark verändern, sollten die Emissionen von Treibhausgasen schneller reduziert werden als in dem genutzten Klimamodell. Für die regionale Planung von langlebigen Infrastruktur- und Siedlungsprojekten wären jedoch noch genauere Analysen mit höherer räumlicher Auflösung der Wüstengebiete sinnvoll.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2022/klima-sandduenen-in-zeiten-des-klimawandels/