Staub verbirgt explodierende Sterne

Beobachtungen mit dem James-Webb-Teleskop lösen ein jahrzehntealtes Rätsel um bislang unbemerkte Supernovae und deren scheinbar schwach leuchtende Vorläufer.

Rainer Kayser und Redaktion

Sterne im All, die eine helle, spiralförmige Wolke bilden

NASA, ESA, CSA, STScI, Charles Kilpatrick (Northwestern), Aswin Suresh (Northwestern)

Sterne leuchten zwar oft Millionen oder Milliarden Jahre, aber auch sie haben nur begrenzt Brennstoff. Geht er zur Neige, blähen sich einige von ihnen zu roten Riesensternen auf und explodieren als Supernovae. Doch seit Jahrzehnten stellen die Sternexplosionen Forschende vor ein Rätsel – scheinbar explodieren weniger Rote Riesen als die Theorie vorhersagt. Ein Forschungsteam hat jetzt mit dem James-Webb-Teleskop die Lösung für das Rätsel gefunden: Offenbar sind rote Riesensterne oft von dichten Staubwolken umgeben. Deshalb wurden bislang viele Supernovae in ihrer Leuchtkraft unterschätzt oder sogar völlig übersehen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Astrophysical Journal Letters“.

Im Rahmen des „All-Sky Automated Survey of Supernovae“ scannen zwanzig über den Globus verteilte automatisierte Teleskope den Himmel nach explodierenden Sternen. Am 29. Juni 2025 registrierten sie eine Supernova – 40 Millionen Lichtjahre von uns entfernt in der Galaxie NGC 1637. Daraufhin suchte das Team um Charles Kilpatrick von der Northwestern University in den USA in früheren Aufnahmen der Weltraumteleskope Hubble und Webb nach dem Vorgängerstern – und stieß auf einen überraschend hellen und extrem roten Stern an der Stelle der späteren Explosion.

Viele Rote Riesen wohl heller als vermutet

Der Stern erschien viel rötlicher als jeder andere rote Riesenstern, den Astronominnen und Astronomen bislang als Vorgänger einer Supernova identifiziert hatten. Der Grund: dichte Staubwolken, die den Stern – und damit auch die spätere Supernova – umgeben. Sie dämpfen das sichtbare Licht des Sterns und der Sternexplosion, sodass nur etwa ein Prozent davon zu uns gelangt. Beobachtungen des sichtbaren Lichts unterschätzen deshalb die Helligkeit solcher Objekte – oder übersehen sie ganz. Erst das James-Webb-Teleskop konnte nun die infrarote Strahlung messen, die durch diese Staubwolken dringt, und lässt somit die wahre Leuchtkraft erkennen.

„Das erklärt, warum wir viele massereiche Riesensterne bislang nicht gesehen haben. So könnten auch frühere Explosionen sehr viel leuchtkräftiger gewesen sein als wir glauben“, so Kilpatrick. Auch für seine frühere Vermutung lieferten die neuen Daten nun den Beweis – nämlich, dass die massereichsten Sterne zugleich die staubigsten seien. Mit einem derart extremen Beispiel habe er allerdings nicht gerechnet, berichtet der Forscher.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/supernovae-staub-verbirgt-explodierende-sterne/