Urzeitliche Flusslandschaft in der Antarktis entdeckt

Jan Oliver Löfken

Satellitenaufnahme einer großen weißen Fläche

MODIS Rapid Response/NASA GSFC

Rund zwei Kilometer dick ist der Eispanzer, unter dem sich die Landmasse der Antarktis verbirgt. Etwa vor 34 Millionen Jahren begann der Kontinent zu vereisen. Dadurch ist die Landschaft unter dem Eis bis heute kaum zugänglich und es gibt nur wenige Daten über sie. Mit Satellitenaufnahmen gelang es nun jedoch, die Struktur der Landschaft in einzelnen Regionen der Antarktis zu ermitteln. Wie ein Forschungsteam in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichtet, hatte sich dort vor der Vereisung eine bergige Flusslandschaft gebildet.

„Das Land unter dem Eisschild der östlichen Antarktis ist weniger bekannt als die Oberfläche des Mars“, sagt Stewart Jamieson von der Durham University. Um diese Wissenslücke zu stopfen, analysierte er gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Aufnahmen der Radarsatelliten RADARSAT und von Forschungsflugzeugen. Über den Vergleich beider Datensätze gelang es den Forschenden mit Modellrechnungen, die Landschaftsform einer insgesamt 32 000  Quadratkilometer großen Fläche unter dem Eis zu rekonstruieren.

Radarbilder zeigen von Flussläufen durchzogene Berglandschaft

Grafik: Die Eishülle der Antarktis wird abgehoben und darunter erscheint ein physisches Profil mit Gebirgen und Tälern

Antarktis unterm Eis

Die Analysen zeigen, dass in der östlichen Antarktis – in der Region des Totten- und des Denman-Gletschers – eine Berglandschaft tief unter dem Eis konserviert ist, durch die sich einst Flussläufe zogen. Nach Aussage der Forschenden weist die Landschaftsform mit Höhen von 660 bis 1480 Metern über dem Meeresspiegel Ähnlichkeiten zum Norden des heutigen Wales auf. Zwei fjordartige Flusstäler, die sich offenbar durch strömendes Wasser gebildet haben, teilen die analysierte Region in drei Hochlandblöcke.

Diese Studie liefert nicht nur Hinweise, wie sich die antarktische Landschaft im Laufe der Erdgeschichte formte. Durch die Ergebnisse könnte sich auch besser abschätzen lassen, wie sich der Klimawandel am Südpol auswirkt. Denn die mal mehr, mal weniger steilen Bergflanken beeinflussen, wie sich im Zuge der Erderwärmung Eismassen bewegen und Gletscher an den Küsten abrutschen. „Damit können wir besser verstehen, wie der Eisschild auf die aktuelle und zukünftige Erwärmung reagiert“, sagt Jamieson – und will nun weitere unter dem Eis verborgene Landschaften in der Antarktis erforschen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2023/erdgeschichte-urzeitliche-flusslandschaft-in-der-antarktis-entdeckt/