Droht der Milchstraße eine Kollision?

Womöglich entgeht die Milchstraße eines Tages einem Zusammenstoß mit der Andromedagalaxie – dank eines kosmischen Begleiters.

Rainer Kayser und Redaktion

Zwei ineinandergreifende braune Wolken im All, umgeben von einem leuchtenden Schleier

NASA/ESA

Droht die Milchstraße eines Tages mit der Andromedagalaxie zusammenzustoßen? Ja, waren sich Astronominnen und Astronomen seit Jahrzehnten einig. Doch jüngste Computersimulationen liefern jetzt ein anderes Ergebnis: Die Anziehungskraft der Großen Magellanschen Wolke, einer kleinen Nachbargalaxie der Milchstraße, wird die gigantische Kollision mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent verhindern, berichtet ein Forschungsteam im Fachblatt „Nature Astronomy“.

Die Milchstraße und Andromeda – zwei riesige Spiralgalaxien – rasen mit hundert Kilometern pro Sekunde aufeinander zu. Zwar sind sie aktuell noch rund 2,5 Millionen Lichtjahre voneinander entfernt. Doch in einigen Milliarden Jahren kommen sie sich bedrohlich nahe. Bislang waren Forschende davon ausgegangen, dass die beiden Galaxien dann zusammenstoßen und zu einer großen elliptischen Galaxie verschmelzen. Dabei würde ein regelrechtes Strahlungsfeuerwerk entstehen, weil Unmengen an Gas in das gewaltige Schwarze Loch im Zentrum der neu entstehenden Galaxie strömt und enorm viel Energie freisetzt.

Gravierende Effekte, selbst wenn die Kollision ausbleibt

Auf der Basis genauester Daten der Weltraumteleskope Hubble und Gaia haben Carlos Frenk von der Durham University in Großbritannien und sein Team die Bewegung der Milchstraße und der Andromedagalaxie nun neu berechnet. Dabei haben sie berücksichtigt, wie kleinere Galaxien in unserer Nähe mit ihrer Schwerkraft den möglichen Zusammenstoß beeinflussen – insbesondere die Große Magellansche Wolke sowie die 2,7 Millionen Lichtjahre von uns entfernte Dreiecksgalaxie M33.

Insgesamt 100 000 Simulationsrechnungen führten die Forschenden durch und stellten fest: Die Anziehungskraft von M33 erhöht zwar die Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenstoß, die Große Magellansche Wolke macht jedoch eine Kollision äußerst unwahrscheinlich – jedenfalls innerhalb der nächsten fünf Milliarden Jahre. Nur etwa in der Hälfte aller Simulationen kommen sich die beiden Sternsysteme überhaupt nahe und nur in zwei Prozent der Fälle kollidieren und verschmelzen sie.

Doch selbst wenn der große Zusammenprall ausbleibt – ganz unbeeinflusst lässt die nahende Andromedagalaxie die Milchstraße nicht. Denn schon enge Begegnungen führen dazu, dass die Galaxien langsamer werden und einander auf immer engeren Bahnen umrunden und schließlich doch verschmelzen, wenn auch erst deutlich später in acht bis zehn Milliarden Jahren. Das endgültige Schicksal der Milchstraße sei also immer noch offen. Nur noch genauere Messungen könnten es offenbaren, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/galaxien-droht-der-milchstrasse-eine-kollision/