Nahe Supererde könnte lebensfreundlich sein
Rainer Kayser und Redaktion
Illustration by University of California Irvine
Bislang war nur ein Planet um den Stern Gliese 251 bekannt. Nun fand ein Forschungsteam einen zweiten erdähnlichen Planeten, der den Stern umkreist – und zwar in dessen lebensfreundlicher Zone. Nach ersten Hinweisen in Archivdaten verschiedener Teleskope bestätigte das Team den Planeten namens Gliese 251 c auch durch neue Beobachtungen. Schon in wenigen Jahren könnten neue Großteleskope seine Atmosphäre auf Lebensspuren hin untersuchen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachjournal „Astronomical Journal“.
Bei Gliese 251 handelt es sich um einen roten Zwergstern, der gerade einmal 18 Lichtjahre von uns entfernt ist – für astronomische Verhältnisse quasi in unserer Nachbarschaft. Dass um ihn ein Planet kreist, ist bereits seit 2020 bekannt. Er trägt den Namen Gliese 251 b und ist eine sogenannte Supererde. Das bedeutet, dass er ein Gesteinsplanet ist, der zwar schwerer als die Erde ist, ihr aber in vielerlei Hinsicht ähnelt. Jedoch umrundet er seinen Stern so nah, dass auf ihm kein Leben möglich ist.
Alte Daten und neue Beobachtungen
Corey Beard von der University of California in den USA und sein Team haben die Beobachtungsdaten des Sterns der vergangenen 20 Jahre nun erneut analysiert und weitere Beobachtungen unternommen – unter anderem mit dem Habitable Zone Planet Finder. Dabei bestätigten sie unter anderem regelmäßig wiederkehrende Farbveränderungen. Sie treten auf, wenn sich ein Stern auf uns zu und wieder von uns wegbewegt. Ähnlich wie auf uns zu und von uns wegfahrende Autos höher oder tiefer klingen, erscheint das Licht des Sterns im regelmäßigen Rhythmus mal röter und mal blauer. Diese periodische Farbschwankung ist ein deutlicher Hinweis auf einen Planeten.
Die Forschenden stießen aber auch auf fünf weitere regelmäßige Schwankungen. Davon konnten sie vier mithilfe weiterer Beobachtungen der magnetischen Aktivität des Sterns zuordnen – eine allerdings nicht. Die einzige Lösung: Eine weitere Supererde, ebenfalls etwa mit der vierfachen Masse der Erde, umkreist Gliese 251 alle 54 Tage.
Aufnahmen der Atmosphäre durch künftige Teleskope
Anders als Gliese 251 b umrundet der neu entdeckte Exoplanet – so nennt man Planeten außerhalb unseres Sonnensystems – seinen Heimatstern in größerer Entfernung. „Er befindet sich in der lebensfreundlichen Zone des Sterns“, erklärt der an der Studie beteiligte Suvrath Mahadevan. Dort könne es also flüssiges Wasser auf der Oberfläche geben – wenn der Planet die richtige Atmosphäre besitzt. Das macht ihn nach Ansicht des Teams zu einem der am besten geeigneten Objekte für Lebensspuren.
Wie bei vielen anderen Exoplaneten auch haben die Astronominnen und Astronomen den Planeten bisher nicht direkt zu Gesicht bekommen und nur indirekt nachgewiesen. Da er uns verhältnismäßig nah ist, könnte aber schon in wenigen Jahren die Suche nach Lebensanzeichen auf dem Planeten mit neuen Teleskopen starten: etwa mit dem Extremely Large Telescope, kurz ELT, das noch in diesem Jahrzehnt in Betrieb gehen soll. Mit seinem knapp 40 Meter durchmessenden Hauptspiegel könnte es den Planeten nicht nur direkt abbilden, sondern sogar seine Atmosphäre untersuchen.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/exoplaneten-nahe-supererde-koennte-lebensfreundlich-sein/


