Für die Wasserversorgung droht „Stunde Null“

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Anfang 2018 schrammte Kapstadt nur knapp an einem kompletten Zusammenbruch der Wasserversorgung vorbei. Nach einer langjährigen Dürre und mit leeren Stauseen überstieg der Wasserverbrauch der südafrikanischen Metropole die verfügbaren Ressourcen. Es drohte die „Stunde Null“ – auf Englisch: „Day Zero Drought“ –, in der die Haushalte nicht mehr mit Wasser versorgt werden könnten. Nur strenge Sparmaßnahmen und einsetzender Regen konnten dieses Szenario gerade noch abwenden. Nun ermittelte ein Forschungsteam mithilfe von Klimasimulationen das Risiko für solche Dürren genauer. Wie sie in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichten, bedroht der Kollaps der Wasserversorgung bis zum Jahr 2100 hunderte Millionen Menschen im Mittelmeerraum, in Teilen Nordamerikas und im südlichen Afrika.
Für ihre Analyse simulierte das Team um Vecchia Ravinandrasana von der Pusan National University im südkoreanischen Busan 100 Szenarien auf der Grundlage von Klimamodellen. Sie ist die erste weltweite Abschätzung, wann und wo Day-Zero-Dürren erstmals auftreten könnten. Die verwendeten Modelle gehen zum Teil von ansteigenden und zum Teil von wirksam reduzierten CO2-Emissionen aus. Zusätzlich flossen der Wasserbedarf vor Ort – vor allem in urbanen Regionen –, sinkende Wasserstände in den Flüssen und sich schnell leerende Stauseen in die Studie ein.
Schon bald Day-Zero-Dürren im Süden?
Für besonders bedrohte Regionen zeigten die Simulationen mehrjährige Niederschlagsdefizite und hohe Verdunstungsraten. Dadurch seien selbst bei einer Erderwärmung von gerade einmal 1,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts hunderte Millionen Menschen von einer beispiellosen Wasserknappheit bedroht. Den Mittelmeerraum und das südliche Afrika könne das schon in den 2020er und 2030er Jahren betreffen. „Die Studie zeigt, dass mit dem Klimawandel das Risiko für Day-Zero-Dürren zunimmt“, ordnet Ravinandrasana ein.
Weitere Faktoren wie Grundwasserspeicher sowie Schnee- und Gletscherschmelze flossen allerdings nicht in ihre Studie mit ein. Diese könnten als die letzten verfügbaren Wasserquellen das Risiko für Day-Zero-Dürren zwar kurzfristig senken. Da Grundwasserspiegel sinken und Gletscher schwinden, sichern sie die Wasserversorgung auf lange Sicht jedoch nicht. Insgesamt mache die Studie also deutlich, dass dringend Notfallpläne für die bedrohten Regionen entwickelt werden müssen, so die Forschenden. Dazu zählen strenge Wassersparmaßnahmen, wie sie etwa in Kapstadt geholfen haben. Außerdem gelte es, Regenwasser mehr zu nutzen, Speichermöglichkeiten auszubauen und Wasserreserven effizienter zu nutzen.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2025/wasserknappheit-wasserversorgung-droht-stunde-null/