Gibt es bewohnbare Planeten?

Rainer Kayser

Europa

Unser blauer Planet ist etwas ganz besonderes: Er ist der einzige Himmelskörper im Sonnensystem, der flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche besitzt. Und flüssiges Wasser ist eine wichtige Voraussetzung für die Existenz von Leben. Kein Wunder also, dass die Erde auch der einzige Planet im Sonnensystem ist, der vor Leben überschäumt.

„Bewohnbare Zone“ oder „Ökosphäre“ nennen die Astrobiologen jenen Bereich um einen Stern, in dem die Strahlung stark genug ist, um Eis zu tauen, aber nicht so stark, dass alles Wasser verdampft. Auf einem Planeten, der in diesem Bereich sein Zentralgestirn umkreist, kann es also flüssiges Wasser geben. Wie groß die Ökosphäre der Sonne genau ist, ist allerdings umstritten. Für die einen Forscher liegt allein die Erde, für die anderen auch Venus und Mars innerhalb des bewohnbaren Bereichs. Tatsächlich ist es denkbar, dass es auf der jungen Venus Meere gab. Und auch der Mars könnte früher eine freundlichere Welt mit Flüssen und Seen gewesen sein. Auf unseren beiden Nachbarplaneten könnte also auch primitives Leben entstanden sein und vielleicht sogar – in den Wolken der Venus oder tief im Marsboden – bis heute überlebt haben.

Und wie sieht es bei anderen Sternen aus? Knapp 350 Planeten haben die Astronomen inzwischen außerhalb unseres Sonnensystems aufgespürt – und die Zahl wächst ständig weiter. Zunächst stießen die Forscher – bedingt durch die verwendeten Methoden – vor allem auf Riesenplaneten in extrem engen Umlaufbahnen. Doch Dank neuer Verfahren und Instrumente finden sie zusehends auch kleinere Planeten auf weiter außen liegenden Bahnen. Der bislang – Stand April 2009 – kleinste Planet Gliese 581e besitzt die 1,9-fache Masse der Erde und um-kreist den 20,5 Lichtjahre entfernten Stern Gliese 581 auf einer sehr engen Bahn und damit nicht in der bewohnbaren Zone.

Gliese 581 hat aber noch drei weitere Planeten, und einer davon, Gliese 581d, zieht seine Bahn im 0,22-fachen Abstand Erde-Sonne. Da Gliese 581 ein kühler Zwergstern ist, liegt der Orbit damit genau in der Ökosphäre. Allerdings hat dieser Planet die siebenfache der Masse der Erde. Die Astronomen vermuten, dass Planeten dieser Größe einen erheblich größeren Wasseranteil aufweisen als erdähnliche Planeten – Gliese 581d könnte also von einem hunderte von Kilometern tiefen Ozean bedeckt sein.

Leben auf Monden

Die Oberfläche des Himmelskörpers ist von zahlreichen Rissen durchzogen. Vereinzelt sind Einschlagkrater zu erkennen.

Eisbedeckt: Jupitermond Europa

Ein weiteres Beispiel für einen Planeten in der bewohnbaren Zone um einen Stern ist HD 28185b. Dieser Himmelskörper hat etwa die sechsfache Masse des Jupiter und kreist ziemlich genau im Abstand Erde-Sonne um einen sonnenähnlichen Stern. Der Riesenplanet selbst ist sicherlich nicht lebensfreundlich. Aber in unserem Sonnensystem begleitet eine große Schar von Monden die großen Planeten Jupiter und Saturn. Wenn das typisch für solche Gasriesen ist, dann könnte auch HD 28185b eine Vielzahl von Monden besitzen. Und viele der großen Monde von Jupiter und Saturn tragen dicke Panzer aus gefrorenem Wasser auf ihrer Oberfläche. In der Ökosphäre wäre dieses Wasser flüssig und die tiefen Meere auf solchen Monden könnten vielleicht freundliche Bedingungen für die Entstehung von Leben bieten.

Monde von Riesenplaneten könnten sogar außerhalb der Ökosphäre lebensfreundliche Bedingungen bieten. Die starken Gezeitenkräfte des großen Planeten kneten das Innere eines Mondes förmlich durch und heizen ihn so von innen auf. Unter dem Eispanzer der Monde könnten es also Ozeane geben. Hinweise auf solche verborgenen Ozeane gibt es in unserem Sonnensystem bei den Jupitermonden Europa, Ganymed und Kallisto, sowie beim Saturnmond Titan. Vielleicht sind also diese Monde die aussichtsreichsten Kandidaten, um in unserem Sonnensystem Leben zu finden.

All diese Betrachtungen zur möglichen Bewohnbarkeit anderer Himmelskörper gehen allerdings von Lebensformen aus, die dem irdischen Leben ähneln – die also auf flüssigem Wasser als Lösungsmittel und Kohlenstoff als zentralem Baustein basieren. Nun ist die Erde bislang die einzige belebte Welt, die wir kennen. Aus einem einzigen Beispiel so weit reichende Folgerungen zu ziehen, könnte sich durchaus als Fehler erweisen. Vielleicht gibt es Lebewesen, die andere Flüssigkeiten als Lösungsmittel nutzen – oder ganz ohne Lösungsmittel auskommen. Vielleicht ist auch eine Biologie möglich, die nicht auf Kohlenstoff, sondern beispielsweise auf Silizium basiert. Für derart fremdartige Lebensformen könnten natürlich auch Planeten, die uns völlig lebensfeindlich erscheinen, bewohnbar sein.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/bewohnbare-planeten/