Wasserkarte für den Mars

Rainer Kayser

Satellitenaufnahme der Marsoberfläche: Aus einer rotbraunen Oberfläche ragen abgeflachte Hochplateaus hervor

ESA/DLR/FU Berlin | CC BY-SA 3.0 IGO

Der Aufbau einer Kolonie auf dem Mars kann nur gelingen, wenn die dort lebenden Menschen vorhandene Ressourcen nutzen – vor allem das Wassereis auf dem Roten Planeten. Denn daraus lässt sich nicht nur Trinkwasser und Sauerstoff, sondern auch Raketentreibstoff gewinnen. Für die Nordhalbkugel des Planeten präsentiert ein Forscherteam jetzt erstmals eine vollständige Übersicht der Eisreservoirs unter der Oberfläche. Die besten Bedingungen für eine Marskolonie bieten die Tiefebene Arcadia Planitia und die Gletscherregion Deuteronilus Mensae, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“.

„Das meiste Wasser finden wir auf dem Mars zwar in den kilometerdicken polaren Eiskappen“, erklärt Gareth Morgan vom Planetary Science Institute in Tucson, USA. Doch eine Landung von Raumfahrzeugen in den Polregionen gestalte sich erheblich schwieriger als in äquatornahen oder mittleren Breiten. Daher sei es wichtig, die verfügbaren Eisablagerungen in diesen für bemannte Landungen besser geeigneten Regionen zu kartieren. Bisher beschränken sich die Analysen allerdings auf ausgewählte Gebiete und verwenden zumeist nur die Daten einzelner Instrumente an Bord von Raumsonden.

Im Rahmen des Projekts SWIM, kurz für Mars Subsurface Water Ice Mapping, fassten Morgan und seine Kollegen jetzt erstmals alle verfügbaren Daten über die Nordhalbkugel des Mars zusammen – von Neutronenspektren über Temperaturmessungen bis hin zu Tiefenradaranalysen – und erstellten daraus eine Gesamtkarte der Eisreservoirs in den mittleren Breiten. Das Ergebnis: In den untersuchten Regionen gibt es reichlich Reservoirs, die nur wenige Meter unter der Oberfläche liegen und damit leicht abbaubar sind. Damit stünden viele potenziell geeignete Landeplätze zur Auswahl, so die Forscher.

Die besten Bedingungen bieten jedoch die Tiefebene Arcadia Planitia und Deuteronilus Mensae, eine durch Tafelberge und unter der Oberfläche liegende Gletscher dominierte Region. Morgan und sein Team betonen, dass die Ergebnisse von SWIM nicht nur bei der Auswahl von Landeplätzen für bemannte Missionen nützlich sein können, sondern auch neue Möglichkeiten für die Erforschung der Klimageschichte des Mars bieten.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2021/wasserkarte-fuer-den-mars/