Methan muss kein Hinweis auf Leben sein

Rainer Kayser

Marslandschaft mit Berg, im Vordergrund ein Teil des Rovers Curiosity.

NASA/JPL-Caltech/MSSS/J. Major

Im Gale-Krater auf dem Mars wies der Rover Curiosity vor einigen Jahren erstmals Methanausbrüche nach. Weitere Messungen enthüllten zudem jahreszeitliche Schwankungen des Methananteils in der dünnen Atmosphäre des Planeten. Auf der Erde deuten solche Spuren zumeist auf biologische Aktivität hin. Doch das muss auf dem Roten Planeten nicht so sein, berichten Wissenschaftler nun im Fachblatt „Nature Geoscience“.

„Bislang ließ sich kein physikalischer Prozess identifizieren, der die Beobachtungen auf dem Mars erklären kann“, so John Moores von der York University im kanadischen Toronto und seine Kollegen. Zwar könne die mit dem jahreszeitlichen Sonnenstand schwankende Intensität der ultravioletten Strahlung zu Variationen des aus dem Marsboden freigesetzten Methans führen. Durch diesen Effekt sollte sich die Methankonzentration im Lauf der Zeit jedoch maximal um etwa zwanzig Prozent ändern. Den Messwerten von Curiosity zufolge sind die Schwankungen jedoch deutlich stärker: Auf zehn Milliarden Moleküle in der Atmosphäre kommen demnach mal nur zwei und mal bis zu acht Methanmoleküle.

Einen wichtigen Effekt habe man bisher übersehen, stellen Moores und seine Kollegen nun fest – nämlich das Heraussickern sehr kleiner Mengen an Methan aus tieferen Schichten der Marskruste. Es gibt unterschiedliche Szenarien, woher solches Methan stammen könnte. Eine Möglichkeit wären organische Stoffe, die sich in der Frühgeschichte des Planeten auf der Oberfläche abgelagert haben. „Unabhängig von der Herkunft steigt dieses Methan langsam an die Oberfläche und verstärkt dort die beobachtete Ablagerung und Freisetzung dieses Gases“, so die Forscher.

Mithilfe eines Computermodells demonstrieren Moore und seine Kollegen, dass sich die Messwerte von Curiosity mit einem sehr geringen Nachschub an Methan aus dem Untergrund erklären lassen – es reichen bereits etwa dreißig Gramm pro Quadratkilometer und pro Jahr. Möglich mache das die durch den Kraterwall abgeschirmte Lage: Im offenen Gelände würde die atmosphärische Durchmischung die Signatur dieses Prozesses schnell verwischen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2019/methan-muss-kein-hinweis-auf-leben-sein/