Lebenszeichen auf dem Saturnmond Enceladus?

Archivdaten der Raumsonde Cassini zeigen: In den Eisfontänen des Monds Enceladus gibt es außergewöhnlich komplexe organische Moleküle.

Rainer Kayser und Redaktion

Eine Felsenlanschaft mit Furchen, aus der helle Fontänen heraus kommen. Am schwarzen Himmel ist ein heller Punkt und eine gelbliche Sichel zu sehen

ESA/Science Office

Der Saturnmond Enceladus gilt als einer der Topkandidaten für einfache Lebensformen im Sonnensystem. Denn unter seinem Eispanzer verbirgt sich ein Ozean aus Wasser, in dem die Raumsonde Cassini bereits einfache organische Stoffe gefunden hat. Jetzt hat ein Forschungsteam Archivdaten von Cassini mit verbesserten Methoden neu ausgewertet. Dabei ist es auf Teile komplexer Moleküle gestoßen, die möglicherweise hunderte von Atomen enthalten. Damit erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass Enceladus lebensfreundlich sei, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Nature Astronomy“.

Von 2004 bis 2017 hat die Raumsonde Cassini den Gasplaneten Saturn umkreist und sich auch seinen Monden genähert. Besonders spektakulär waren die Flüge der Sonde durch die Eis- und Wasserdampffontänen, die vom Südpol des Saturnmonds Enceladus aus Tausende Kilometer hoch schießen. Einige der Eispartikel hat Cassini bei diesen Flügen eingefangen und ihre Zusammensetzung mit einem speziellen Detektor, dem Cosmic Dust Analyzer, untersucht.

Vorboten möglichen Lebens?

Die Daten des Durchflugs vom 12. März 2008 durch die dichteste Region der Fontänen hat Nozair Khawaja von der Universität Stuttgart mit seinen Kolleginnen und Kollegen jetzt erneut untersucht. Dazu haben sie die Daten besser als früher kalibriert. Außerdem haben sie Vergleichsdaten aus Laborexperimenten unter Bedingungen, wie sie auf Enceladus herrschen, zu Hilfe genommen. So identifizierten die Forschenden zahlreiche neue Bruchstücke organischer Moleküle – also chemischer Verbindungen auf der Basis von Kohlenstoff, die für Lebensprozesse wichtig sind.

Querschnitt durch Oberflächenschichten von Enceladus. Unten ist der steinige Kern, darüber der Ozean und darüber die Eiskruste. Aus der Eiskruste steigen Fontänen auf. Rechts daneben ist ein Riss durch die Eiskruste vergrößert dargestellt. Unten im Riss ist Wasser, darüber einzelne kleine Eispartikel. Im Wasser und zwischen den Eispartikel sind Moleküle. Am oberen Ende des Risses befinden sich die Moleküle an Eispartikeln. Dort beginnt eine aufsteigende Fontäne.

Organische Moleküle im Ozean auf Enceladus

In mühevoller Kleinarbeit gelang es dem Team, auf die Ursprungsmoleküle dieser Fragmente zu schließen: Offenbar stammen sie von Ketten und Ringen aus Hunderten von Atomen. Das deute auf komplexe chemische Reaktionen unter dem Eispanzer von Enceladus hin, denn die Eispartikel in den Fontänen stammen direkt aus dem dortigen Ozean, so die Forschenden. Und aus diesen Prozessen könnten lebensnotwendige Moleküle wie Aminosäuren entstehen.

„Ein Nachweis von Leben ist das aber noch nicht“, betonen Khawaja und sein Team. Dazu seien weitere Untersuchungen vor Ort nötig, wie sie die europäische Raumfahrtagentur ESA im Rahmen des Programms „Voyager 2050“ plant.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/sonnensystem-lebenszeichen-auf-dem-saturnmond-enceladus/