Riesige Explosion auf kleinem Stern
Rainer Kayser und Redaktion
Olena Shmahalo/Callingham et al./ESA
Ein 130 Lichtjahre entfernter Stern hat eine gewaltige Wolke aus geladenen Teilchen explosionsartig ins All ausgestoßen. Das zeigen Beobachtungen mit der Radioteleskopanlage LOFAR und dem Weltraumteleskop XMM-Newton. Ein solches Ereignis habe man zum ersten Mal bei einem anderen Stern direkt nachgewiesen, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.
Immer wieder stößt unsere Sonne explosionsartig Millionen Tonnen Materie ab. Solche koronalen Massenauswürfe entstehen, wenn sich das Magnetfeld in der heißen äußeren Schicht der Sonne, der Sonnenkorona, schlagartig verändert. Dann löst sich ein Teil des Magnetfelds ab und reißt heißes Protonen- und Elektronengas – das Plasma – als Sonnensturm mit sich ins Weltall. Trifft er auf die Erde, kann er nicht nur Polarlichter verursachen, sondern auch das Strom- und Kommunikationsnetz erheblich stören.
Noch gefährlicher wären solche Ereignisse aber in der Nähe roter Zwergsterne. Mit hundertfach stärkeren Magnetfeldern sind sie magnetisch deutlich aktiver als die Sonne. Außerdem liegt die lebensfreundliche Zone erdähnlicher Planeten viel näher am Stern als die Erde an der Sonne. Doch auch wenn Beobachtungen mit Röntgenteleskopen bereits Hinweise auf solche Explosionen auf roten Zwergsternen geliefert haben – dass ein Stern jenseits unseres Sonnensystems tatsächlich Materie ins All ausgestoßen hat, ließ sich bislang nicht eindeutig nachweisen.
Teamwork von Radio- und Röntgenteleskop
Nun sind Joseph Callingham vom Niederländischen Institut für Radioastronomie ASTRON und sein Team einem koronalen Massenauswurf auf einem fremden Stern auf die Spur gekommen: und zwar auf dem roten Zwergstern StKM1-1262. Mit der Radioteleskopanlage LOFAR haben sie einen Ausbruch von Radiostrahlung gemessen, der nur wenige Minuten andauerte. Ein solches Signal entsteht, wenn der Ausbruch nicht durch das starke Magnetfeld des Sterns festgehalten wird, sondern die Sonnenkorona vollständig verlässt.
Und der Ausbruch war offenbar gewaltig: Die ausgestoßene Materie bewegt sich mit knapp neun Millionen Kilometern pro Stunde durchs All – schneller als fast alle Sonnenstürme. Das zeigen zusätzliche Beobachtungen des Teams mit dem Röntgenteleskop XMM-Newton. In der Nähe von StKM1-1262 würde ein Planet wie die Erde seine Atmosphäre durch häufige starke Auswürfe sogar vollständig verlieren, betont das Team um Callingham.
Auch für andere Sterne und Planeten ist die neue Studie ein wichtiger Schritt. So versetzt LOFAR Forschende in die Lage, koronale Massenauswürfe auch bei anderen Sternen zu untersuchen – und damit auch die Auswirkungen der Eruptionen auf etwaige Planeten.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/koronaler-massenauswurf-riesige-explosion-auf-kleinem-stern/


