Unterirdischer Ozean auf Pluto

Rainer Kayser

Die Aufnahme zeigt den Zwergplaneten Pluto.

NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute

Auf der Oberfläche von Pluto stieß ein internationales Forscherteam auf Ammoniak. Das sei ein Indiz für Eisvulkanismus in geologisch jüngerer Zeit, berichten Cristina Dalle Ore vom SETI Institute in den USA und ihre Kollegen nun im Fachblatt „Science Advances“. Denn eigentlich sollte sich Ammoniak auf dem Zwergplaneten durch ultraviolette Strahlung und energiereiche Teilchen aus dem Weltall zersetzen. Angetrieben werden könnte der Kryovulkanismus durch einen unterirdischen Ozean, so die Forscher.

Im Juli 2015 flog die Raumsonde New Horizons an Pluto und seinen Monden vorbei und übermittelte spektakuläre Bilder und Daten zur Erde. Zur Überraschung der Forscher entpuppte sich die ferne Eiswelt als überaus vielfältiger Himmelskörper. Die Oberfläche des eisigen Zwergplaneten zeigt höchst unterschiedliche Landschaftsformen von flachen Ebenen bis zu Gebirgszügen, die sich nicht nur bezüglich Bodenbeschaffenheit und chemischer Zusammensetzung, sondern auch altersmäßig deutlich unterscheiden.

Viele der auf den Bildern entdeckten Strukturen deuteten bereits damals auf aktiven Kryovulkanismus sowie einen unter der Kruste verborgenen Ozean hin. Etwa das im Grabenbruch Virgil Fossae an die Oberfläche tretende Wassereis, das von einem oder mehreren Eisvulkanen stammen könnte. Unklar blieb allerdings, wie alt die aufgespürten Strukturen sind – bei Temperaturen von unter minus 230 Grad Celsius ist Wassereis auf der Oberfläche von Pluto sehr stabil.

Für die aktuelle Studie analysierten Dalle Ore und ihre Kollegen nun von New Horizons zur Erde gesendete Spektraldaten. Insbesondere im Bereich der Virgil Fossae ließ sich frisches Ammoniak nachweisen. Die Wissenschaftler vermuten, dass ein flüssiges Gemisch aus Wasser und Ammoniak durch Risse und Brüche in der Kruste nach oben befördert wird. Denn die Beimischung von ausreichend Ammoniak senkt den Gefrierpunkt von Wasser auf rund minus 100 Grad Celsius – eine Temperatur, die unter der Oberfläche von Pluto vermutlich übertroffen wird. Folglich könnte in der Tiefe des Zwergplaneten bis heute ein Ozean existieren und für ausreichend Druck sorgen, um durch Eisvulkane das Gemisch aus Wasser und Ammoniak an die Oberfläche zu transportieren.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2019/unterirdischer-ozean-auf-pluto/