Sieben Radioblitze aus einer Quelle

Rainer Kayser

Anlage aus vier Antennen.

CHIME

Sogenannte Fast Radio Bursts sind kurzzeitige Ausbrüche von Radiostrahlung aus den Tiefen des Weltalls. Abgesehen von einer Ausnahme handelte es sich bei den insgesamt rund sechzig Radioblitzen, die man bisher nachwies, um einmalige Ereignisse. Nun entdeckten Astronomen mit dem neuen Radioteleskop CHIME in Kanada eine Radioquelle, die im Sommer 2018 gleich siebenmal aufblitzte. Solche wiederholten Ausbrüche könnten dabei helfen, die Ursache der bisher mysteriösen Radioblitze zu verstehen, so die beteiligten Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.

Die bei einem Fast Radio Burst in wenigen Millisekunden freigesetzte Energie ist gewaltig – sie entspricht der Strahlung von mehreren Hundert Millionen Sternen. Die Ursache dieser Ereignisse ist bislang unbekannt. Zwar diskutieren Astronomen unter anderem über extreme Sternexplosionen oder den Zusammenstoß von Neutronensternen in fernen Galaxien als Auslöser. Das Problem bei diesen und ähnlichen Erklärungsansätzen: Bei dem Ausbruch würde die Quelle zerstört. Ein wiederholtes Aufleuchten wäre also unmöglich. Sich mehrfach wiederholende Radioblitze müssten demnach eine andere Ursache haben, obwohl sie sich ansonsten nicht von den einmaligen Ereignissen unterscheiden.

Das Canadian Hydrogen Intensity Mapping Experiment oder kurz CHIME könnte schon bald entscheidende Informationen liefern, um dieses Rätsel zu lösen. Astronomen wollen mit dem Instrument das Universum beobachten, wie es vor sieben bis elf Milliarden Jahren aussah. Dazu messen sie hauptsächlich Radiostrahlung, die von Wasserstoffgas in fernen Galaxien ausgeht. Auf diese Weise erhalten die Forscher eine Karte der großräumigen kosmischen Strukturen. Doch auch Fast Radio Bursts lassen sich mit CHIME aufspüren. Bereits in einem Probelauf ließen sich mit dem Instrument insgesamt 13 kurzzeitige Ausbrüche von Radiostrahlung nachweisen, jeweils Milliarden von Lichtjahre entfernt.

Eine der registrierten Radioquellen blitzte im Beobachtungszeitraum sogar siebenmal auf. „Bislang kannten wir nur einen einzigen sich wiederholenden Fast Radio Burst“, erläutert Ingrid Stairs vom CHIME-Team. „Unsere Entdeckung deutet darauf hin, dass es viel mehr davon gibt.“ Im Vollbetrieb soll CHIME künftig täglich mehrere Dutzend der bislang rätselhaften Radioausbrüche aufspüren.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2019/sieben-radioblitze-aus-einer-quelle/