El-Niño häufiger, wenn CO2-Konzentration sinkt

Lauren Dauphin using Copernicus Sentinel data (2023) processed by European Space Agency, Josh Willis, Severin Fournier, Kevin Marlis/NASA/JPL-Caltech
Das Erdklima beruht auf einem komplexen Wechselspiel zwischen Atmosphäre, Ozeanen und Landmassen. So führt ein sinkender CO2-Gehalt in der Atmosphäre nicht einfach wieder zu Klimabedingungen wie vor dem Anstieg der vergangenen Jahrzehnte. Nun zeigt eine Studie, welchen Effekt sinkende CO2-Konzentrationen in den nächsten beiden Jahrhunderten auf das Klimaphänomen El Niño haben könnten. Demnach werden El Niños in einer Übergangszeit sogar häufiger auftreten als derzeit, berichtet das Forschungsteam in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
El Niño ist ein Klimaphänomen, das immer wieder auftritt – mit weltweiten Folgen. Dabei steigt weniger kaltes Wasser aus den Tiefen des Pazifiks vor Südamerika auf. Dadurch steigt die Meerestemperatur, Plankton stirbt ab und ganze Nahrungsketten brechen zusammen. Parallel verdunstet vermehrt Meerwasser – starke Regenfälle an der Westseite der Anden sind die Folge. Das Klimaphänomen wirkt sich aber auch global aus und führt zu zunehmender Trockenheit im Amazonasgebiet sowie Trockenheit und Waldbränden in Südostasien und Australien.
El Niño bei sinkendem CO2-Gehalt
Auch in der Klimaforschung zieht El Niño Aufmerksamkeit auf sich. Zwar konzentriert sie sich bisher vor allem auf Folgen steigender CO2-Konzentration. Doch sollten Klimaschutzmaßnahmen greifen und die Menge an Treibhausgas in der Atmosphäre gar sinken, kann es zu überraschenden Effekten kommen. Ob und wie sich das auf El Niño auswirkt, wollte nun das Team um Tomoki Iwakiri von der Seoul National University herausfinden.
Mithilfe komplexer Klimamodelle untersuchten die Forschenden, wie Ozeane, Eisbedeckung, Landflächen und die Atmosphäre das Phänomen bei sinkendem CO2-Gehalt beeinflussen würden. Dafür gingen sie davon aus, dass Klimaschutzmaßnahmen nur langsam greifen und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre noch weitere 140 Jahre um durchschnittlich ein Prozent pro Jahr zunimmt. Erst für die darauffolgenden Jahrzehnte nahmen sie einen Rückgang der CO2-Konzentration von ebenfalls einem Prozent pro Jahr an.
Auswirkungen weit über dieses Jahrhundert hinaus
Die Berechnungen zeigten, dass El Niños ab dem Zeitpunkt, zu dem die CO2-Werte zu sinken beginnen - im Modell Mitte des kommenden Jahrhunderts der Mitte des kommenden Jahrhunderts - mit hoher Wahrscheinlichkeit alle dreieinhalb Jahre auftreten werden. Heute tritt dieses Klimaphänomen etwa alle vier Jahre auf. Mit dieser Frequenz sei danach erst etwa ab dem Jahr 2300 wieder zu rechnen – also erst deutlich nachdem der CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu sinken beginnt.
Dass El Niño-Ereignisse häufiger werden, liege an einem Gebiet, in dem sich Windstille mit kurzen tropischen Gewitterstürmen abwechselt, so Iwakiri und sein Team. Das verschiebe sich bei sinkenden CO2-Konzentrationen südwärts, so erläutern sie in der Studie. Dadurch verändere sich die Wärmebilanz des Pazifischen Ozeans drastisch, was häufiger die Voraussetzungen für neue El Niños biete. Diese Effekte zeigen: Einmal erhöhte CO2-Konzentrationen lassen sich offenbar nicht einfach kompensieren, wenn sie wieder sinken, sondern ziehen weitere Konsequenzen nach sich. Denn ein komplexes System wie das Klima der Erde reagiert sensibel auf Veränderungen wie sich verändernde Treibhausgasemissionen.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2025/klimaphaenomene-el-nino-haeufiger-wenn-co2-konzentration-sinkt/