Sind die Saturnringe wirklich jung?

Rainer Kayser

Das Bild zeigt den Planeten Saturn mit seinen Ringen.

NASA

Die Saturnringe sind mit zehn bis hundert Millionen Jahren viel jünger als der Planet selbst – diese These sorgte Anfang des Jahres weltweit für Aufsehen. Doch dieser Interpretation der Daten, welche die Raumsonde Cassini über das Ringsystem sammelte, widersprechen Forscher nun: Es sei voreilig, auf ein junges Alter der Saturnringe zu schließen. Wie das Team im Fachblatt „Nature Astronomy“ darlegt, seien alle Messdaten auch mit einem Alter von viereinhalb Milliarden Jahren verträglich, also einer gemeinsamen Entstehung mit Saturn.

„Das Alter der Ringe wurde – daran möchten wir erinnern – keineswegs gemessen“, stellen Aurélien Crida von der Sternwarte Côte d’Azur und seine Kollegen klar. Vielmehr handele es sich um eine theoretische Analyse der von Cassini gesammelten Daten. Bei dieser Analyse spielte insbesondere die Verschmutzung der Ringe durch kosmischen Staub und Mikrometeoriten eine entscheidende Rolle. Denn dieser Prozess sollte die Ringe im Laufe der Zeit eigentlich dunkler machen – tatsächlich sind sie aber nahezu weiß. Daraus schlossen Forscher zu Beginn des Jahres zunächst, dass die Saturnringe erst in jüngster Zeit entstanden sind.

Crida und seine Kollegen halten diese Interpretation jedoch für voreilig, da möglicherweise andere Prozesse die Ringe „sauber“ halten. Und tatsächlich zeigen Messungen der Raumsonde Cassini, dass dunkleres Material aus dem Ringsystem sowohl auf den Planeten abregnet, als auch nach außen abströmt. Weitere Analysen von Crida und seinen Kollegen ergaben, dass die Menge des abströmenden Materials ausreicht, um den Zustrom durch Staub und Mikrometeorite auszugleichen. Zwar lässt sich bislang nicht erklären, warum bevorzugt dunkles Material aus dem Ringsystem abströmt. Doch die neuen Ergebnisse zeigen, dass sich aus der fehlenden Verschmutzung der Ringe keineswegs auf ein junges Alter schließen lässt.

Zudem lässt sich die derzeitige Masse der Saturnringe nicht mit einem jungen Alter erklären. Stattdessen deute die Gesamtmasse darauf hin, dass auch die Ringe in der Frühzeit des Sonnensystems entstanden. „Natürlich könnten die Ringe in jüngerer Zeit gerade mit dieser passenden Masse entstanden sein“, so Crida und seine Kollegen. Doch das wäre ein aus ihrer Sicht unwahrscheinlicher Zufall, während eine frühe Entstehung die Masse auf natürlichem Wege erkläre. Die Forscher vermuten daher, dass die Saturnringe – trotz ihres jungen Aussehens – gemeinsam mit Saturn entstanden sind.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2019/sind-die-saturnringe-wirklich-jung/