Naher Stern mit kalter Supererde

Rainer Kayser

In rötliches Licht getauchte, vereiste Gebirgslandschaft.

ESO/M. Kornmesser

Barnards Stern ist sechs Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt und damit der uns am nächsten gelegene Einzelstern. Astronomen haben nun Beobachtungsdaten aus insgesamt zwanzig Jahren ausgewertet – und einen Planeten um den Stern entdeckt. Die Supererde mit der 3,3-fachen Erdmasse umkreist ihr Zentralgestirn alle 233 Tage einmal und nähert sich ihm bis auf etwa ein Drittel des Abstands zwischen Erde und Sonne. Barnards Stern ist allerdings ein kühler Roter Zwerg. Mit einer Durchschnittstemperatur von minus 170 Grad Celsius dürfte der Exoplanet deshalb lebensfeindlich sein, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.    

Unten die Sonne, umgeben von der Oortschen Wolke, rechts oben
Alpha Centauri und Proxima Centauri, links oben Barnards Stern.

Umgebung des Sonnensystems

Der Nachweis gelang Ignasi Ribas vom Institut für Weltraumwissenschaften im spanischen Bellaterra und seinen Kollegen mithilfe der Radialgeschwindigkeits­methode: Streng genommen umkreist ein Planet nicht seinen Zentralstern, sondern beide umrunden gemeinsam den Massenschwerpunkt des Systems. Auch der Stern bewegt sich also von der Erde aus gesehen periodisch vor und zurück. Diese Bewegung hinterlässt durch den sogenannten Dopplereffekt nachweisbare Spuren im Spektrum des Sterns. Von den derzeit fast 3900 bekannten Exoplaneten fanden Astronomen immerhin 775 mit dieser Methode. Bei Barnards Stern mussten die Wissenschaftler allerdings viel Geduld aufbringen. „Für die Analyse haben wir 771 Messungen von sieben verschiedenen Instrumenten über zwanzig Jahre hinweg gesammelt“, berichtet Ribas. „Das ist einer der größten und umfangreichsten Datensätze, der je für präzise Radialgeschwindigkeitsstudien erstellt wurde.“

Die meisten Exoplaneten, die Forscher bisher mit dieser Methode ausfindig machten, sind deutlich massereicher und bewegen sich auf engeren Umlaufbahnen um ihren Stern. Das macht ihren Nachweis einfacher. Bereits vor zwei Jahren entdeckten Astronomen bei dem vier Lichtjahre entfernten und damit sonnennächsten Stern Proxima Centauri – der mit dem Sternenpaar Alpha Centauri ein Dreifachsystem bildet – einen Planeten. Mit dem neuen Fund sind vier Planetensysteme im Umkreis von zehn Lichtjahren und 14 Planetensysteme im Umkreis von 15 Lichtjahren bekannt.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2018/naher-stern-mit-kalter-supererde/