Es staubt auf Titan

Rainer Kayser

Sechs verschiedene Infrarotaufnahmen zeigen die Oberfläche von Titan.

NASA/JPL-Caltech/Stéphane Le Mouélic/Universität Nantes/Virginia Pasek/University of Arizona

Auf dem Saturnmond Titan gibt es Staubstürme. Das belegen Infrarotaufnahmen der Raumsonde Cassini aus den Jahren 2009 und 2010, die ein internationales Forscherteam nun ausgewertet hat. Titan ist neben Erde und Mars damit der dritte Himmelskörper im Sonnensystem, auf dem dieses meteorologische Phänomen auftritt. Die ebenfalls von Cassini auf Titan entdeckten Dünenfelder verändern sich demnach aktiv durch starke Winde in der Atmosphäre, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Geoscience“.

Marie-Soledad Rodriguez von der Universität Paris in Frankreich und ihre Kollegen untersuchten Aufnahmen von Cassini, die Titan im Frühjahr – um die Zeit der Tagundnachtgleiche – zeigen. In der Äquatorregion entdeckte das Team an jeweils unterschiedlichen Orten insgesamt drei helle Flecken mit ungewöhnlicher Farbe. „Unsere Analyse der Spektraldaten von Cassini, unsere Modellierung des Strahlungstransports in der Atmosphäre sowie unsere Simulationen der Titanatmosphäre zeigen, dass diese Aufhellungen atmosphärischer Natur sind und mit der Bildung von Staubstürmen aus mikrometergroßen organischen Partikeln in Einklang sind“, berichten die Wissenschaftler. Zwar hatte die Landesonde Huygens, die zusammen mit Cassini ins Saturnsystem flog, bereits lokal Staub in der Methanatmosphäre des Saturnmonds nachgewiesen. Doch die Daten von Cassini und deren Interpretation durch Rodriguez und ihr Team zeigen jetzt, dass sich der Staub in deutlich größeren Mengen und über größere Regionen ausbreiten kann. Vermutlich wirbelt Wind den Staub aus den Dünen in der trockenen äquatorialen Region auf, spekulieren die Forscher.

Dazu wären allerdings Winde nötig, die fünfmal stärker sind als die bislang angenommenen Winde auf Titan. „Zu solchen starken Winden kann es im Bereich von Fallböen kommen, die wir im Verlauf der seltenen Methanstürme erwarten“, so die Forscher um Rodriguez. Diese starken Winde könnten auch für eine Wanderung der Dünen auf Titan sorgen, die nur während der Tagundnachtgleiche – also alle 14,7 Erdjahre – stattfinden würde. Mit seinem auf Methan basierenden Feuchtigkeitszyklus, Seen in den polaren Regionen sowie den nun entdeckten Staubstürmen und wandernden Dünen in der Äquatorzone erweist sich der Saturnmond als höchst dynamischer Himmelskörper.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2018/es-staubt-auf-titan/