Erforschung von Universum und Materie – das Rahmenprogramm ErUM

Architekturstudie der Halle der ESS ESS/Team Henning Larsen Architects

Mit seinem neuen Rahmenprogramm „Erforschung von Universum und Materie“ unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung zielgerichtet exzellente Grundlagenforschung in und aus Deutschland. Dabei spannt es den thematischen Bogen weit – von den allerkleinsten Teilchen bis hin zu den größten Strukturen des Universums.

Ob Smartphone, Navigationssystem oder Induktionsherd – unser Alltag steckt voller technischer Innovationen, die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung aus den vergangenen hundert Jahren erst möglich machte. Auch heute ist die Neugierde der Wissenschaftler die Triebfeder für Erfindungen und Entdeckungen, die manchmal sofort, oft aber erst später in wissenschaftlichen und technischen Fortschritt münden. Mit dem neuen Rahmenprogramm „Erforschung von Universum und Materie“ stellt das Bundesforschungsministerium nun die Weichen für wissenschaftliche Spitzenleistungen und Zukunftstechnologien von morgen. Dafür setzt es forschungspolitische Schwerpunkte in den vier Handlungsfeldern Großgerätelandschaft, MINT-Nachwuchs, Vernetzung sowie Transfer und Partizipation.

Großgerätelandschaft

Die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung spannt einen weiten Bogen, vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten. In vielen dieser Forschungsfelder sind die Zeiten, in denen kleine Forschungsteams am Labortisch die großen Fragen der Menschheit entschlüsselten, schon lange vorbei. Um die kleinsten Strukturen zu erforschen, die Materie zu verstehen oder tief ins Universum zu blicken, kommen die besten Köpfe der Welt heute an großen Forschungsanlagen zusammen: Mit Teilchenbeschleunigern erforschen sie die Eigenschaften von Atomen, Atomkernen und elementaren Grundbausteinen. Mit Photonen-, Neutronen- und Ionenquellen analysieren und modifizieren sie Aufbau und Funktion von Materialien. Und mit Teleskopen und Observatorien beobachten sie das Universum.

 
Auf dieser Weltkarte sind alle Großgeräte verzeichnet, an denen sich das BMBF derzeit finanziell beteiligt.

Forschungsinfrastrukturen für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung

 

Deutschland beteiligt sich weltweit an mehr als zwei Dutzend einzigartigen Großgeräten. Das Bundesforschungsministerium fördert diese Forschungsinfrastrukturen entsprechend des wissenschaftlichen Bedarfs sowie der forschungspolitischen Prioritäten und gestaltet sie entlang ihres Lebenszyklus – von der Konzeption bis hin zum Rückbau. Die so entstandene Forschungslandschaft setzt international Maßstäbe: Deutsche Großgeräte und Großgeräte mit deutscher Beteiligung gehören zur weltweiten Spitze und regen die interdisziplinäre Zusammenarbeit an. Zudem üben die Forschungsinfrastrukturen eine hohe Anziehungskraft auf die weltbesten Wissenschaftler der jeweiligen Forschungsfelder aus. So wird exzellente Forschung betrieben, die zu herausragenden wissenschaftlichen Resultaten in und aus Deutschland führt und den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort nachhaltig stärkt.

Gemeinsam Strategien entwickeln

Prisma-Prozess als Kerninstrument des Rahmenprogramms

Prisma-Prozess als Kerninstrument des Rahmenprogramms

Mit dem neuen Programm wird ein neuer, langfristiger und zukunftsweisender Handlungsrahmen definiert. Die Rahmenbedingungen des Programms, der wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedarf wie auch ökonomische und technische Voraussetzungen entwickeln sich weiter. Die Umsetzung erfolgt daher im Sinne eines lernenden Programms: Es ist offen und anpassungsfähig. Das Bundesforschungsministerium beobachtet und analysiert dazu Entwicklungen in Wissenschaft und Gesellschaft und greift Impulse im Kontext der Erforschung von Teilchen, Materie und Universum auf.

Um die bestehenden Schwerpunkte stetig auf ihre Relevanz, Aktualität und Priorität prüfen und Zukunftsthemen identifizieren zu können, wird der „Prisma-Prozess“ als zentraler Strategieprozess des neuen Rahmenprogramms eingeführt: Das Bundesforschungsministerium gestaltet dabei die Verknüpfung von Wissenschaftsorganisationen, Hochschulen und internationalem Forschungsraum. Es beruft strategische Beratungsgremien ein, moderiert dialogorientierte Veranstaltungsformate zwischen den Akteuren und stellt die breite wissenschaftliche und gesellschaftliche Kommunikation sicher. Mit diesem flexiblen Instrumentarium lassen sich die Förderaktivitäten maßgeschneidert an sich ändernde Fragestellungen anpassen.

Nachwuchs fördern

Das Bundesforschungsministerium beginnt mit der Nachwuchsförderung bereits im Kindesalter. Vom Kindergarten über Schule und Hochschule bieten unterschiedliche Formate spannende Einblicke in die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung und die anspruchsvolle Technik der Großgeräte. Insbesondere durch die Verbundforschung erhalten junge Menschen die Möglichkeit, ihre Kompetenzen an Forschungsinfrastrukturen in einem internationalen Umfeld weiterzuentwickeln. Management- und Führungsqualitäten von Nachwuchswissenschaftlern werden ebenfalls gezielt gefördert.

Vernetzung

Die Vernetzung in der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung steigert die Qualität und Effizienz der Forschung. Das Bundesforschungsministerium baut die Vernetzung in der Wissenschaft auf nationaler wie internationaler Ebene aus: Es fördert die Interaktion zwischen den Helmholtz-Zentren, den Max-Planck-Instituten und Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Die Verbundforschung integriert die Hochschulen in dieses Netzwerk. Zur europäischen Vernetzung engagiert sich Deutschland auch weiterhin bei der Ausgestaltung eines gemeinsamen Forschungsraums.

Transfer und Partizipation

Naturwissenschaftliche Grundlagenforschung an Großgeräten und deren Erkenntnisse sind Keime für Innovationen. Das Bundesforschungsministerium unterstützt und beschleunigt den Weg von Erkenntnissen in die Wirtschaft. Es verbessert die Rahmenbedingungen zur industriellen Nutzung von Forschungsinfrastrukturen, die als High-Tech-Labore und -Werkbänke für die Industrie immer attraktiver werden. Das Bundesforschungsministerium stärkt den Technologie- und Wissenstransfer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse in die Industrie und die Gesellschaft. Mit partizipativen Elementen wird der Dialog zwischen Forschung und Zivilgesellschaft intensiviert.

Umsetzung des Rahmenprogramms

Das Rahmenprogramm ErUM ist für eine zehnjährige Laufzeit konzipiert. Nach der Hälfte der Laufzeit ist eine Ex-Post-Evaluation zur Wirkungsanalyse vorgesehen. Sie bereitet die Erfahrungen zurückliegender Maßnahmen auf und macht sie für die Gestaltung neuer Programminitiativen nutzbar. In der zweiten Laufzeithälfte wird eine Ex-Ante-Evaluation durchgeführt, die die Fortschreibung oder Verlängerung des Programms vorbereitet. Die Programmlaufzeit kann um fünf Jahre verlängert werden. Für Aktivitäten des Programms sollen unter dem Vorbehalt verfügbarer Haushaltsmittel bis zu rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung an Großgeräten zur Verfügung gestellt werden.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/thema/bmbf/erforschung-von-universum-und-materie-das-rahmenprogramm-erum/