Sternentstehung im Wind eines Schwarzen Lochs

Rainer Kayser

Spiralgalaxie mit Gasströmen entlang der Rotationsachse. In diesen Gasströmen sind viele helle Sterne zu sehen.

Die Strahlung supermassereicher Schwarzer Löcher bläst Gas aus Galaxien heraus – und in diesem Wind entstehen neue Sterne. Das zeigen erstmals Beobachtungen eines internationalen Forscherteams mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile. Die Entdeckung liefere neue Erkenntnisse darüber, wie intergalaktisches Gas mit schweren Elementen angereichert werde, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature“.

„Astronomen vermuten seit langem, dass die Bedingungen in diesen Gasströmen genau richtig für die Entstehung neuer Sterne sein könnten“, erläutert Roberto Maiolino von der University of Cambridge in Großbritannien. „Doch bislang hat das niemand tatsächlich beobachtet. Unsere Beobachtungen zeigen jetzt zweifelsfrei, dass sich in den Winden tatsächlich neue Sterne bilden.“ Maiolino und seine Kollegen untersuchten mit dem Very Large Telescope zwei kollidierende Galaxien in einer Entfernung von 600 Millionen Lichtjahren. Aufgrund des Zusammenpralls fällt vermehrt Gas in die zentralen supermassereichen Schwarzen Löcher, was zu einer erhöhten Strahlungsaktivität führt. Insbesondere bei einer der beiden Galaxien stießen die Forscher auf einen kräftigen Teilchenwind, der von dieser Strahlung angetrieben wird.

Mit speziellen spektroskopischen Zusatzgeräten am Very Large Telescope gelang es den Astronomen nun, junge Sterne – nur einige zehn Millionen Jahre alt – in dem strömenden Gas nachzuweisen. Die Beobachtungen zeigen, dass sich diese jungen Sterne mit hoher Geschwindigkeit vom Zentrum der Galaxie entfernen. Das sei ein deutliches Indiz für ihre Entstehung in dem schnell strömenden Wind des Schwarzen Lochs. Die Messungen deuten außerdem darauf hin, dass diese Sterne heißer und heller sind als vergleichbare Sterne, die in weniger extremen Umgebungen entstehen. Maiolino und seine Kollegen vermuten, dass manche der Sterne sich schnell genug bewegen, um die Galaxie zu verlassen. Dort könnten sie zu einer Anreicherung des Gases zwischen den Galaxien mit schweren Elementen führen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2017/sternentstehung-im-wind-eines-schwarzen-lochs/