Astronomen entdecken neue Zwerggalaxien

Rainer Kayser

Milchstraße als Scheibe mit Staubband in Seitenansicht, darum verteil zahlreiche Punkte. Unten links die Magellanschen Wolken umgeben von neun Stern-Symbolen.

In der Umgebung der Milchstraße gibt es mehr Zwerggalaxien als bislang angenommen. Forscher aus Großbritannien haben mit einer speziellen Kamera in der Region um die Magellanschen Wolken drei bislang unbekannte kleine Sternsysteme aufgespürt. Außerdem fand das Team sechs weitere schwach leuchtende Objekte. Dabei könnte es sich ebenfalls um Begleiter der Milchstraße handeln, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrophysical Journal“.

Die Magellanschen Wolken sind als diffuse Wolkenstrukuren erkennbra, kleine Kreise darum herum markieren die Positionen der neuen Zwerggalaxien. Kästen zeigen Fotos zwei dieser Objekte.

Die neu entdeckten Zwerggalaxien

„Der Nachweis von so vielen bislang unbekannten Begleitern der Milchstraße in einer so kleinen Region des Himmels ist für uns eine große Überraschung“, erläutert Sergey Koposov von der britischen University of Cambridge. Die Astronomen haben die Zwerggalaxien mit einem Instrument am Cerro Tololo Inter-American Observatory in Chile aufgespürt, das eigentlich der Suche nach Galaxien in der Frühzeit des Universums dient. Frühere Durchmusterungen des Südhimmels nach Zwerggalaxien hatten nur wenige neue Objekte gefunden.

Und das ist ein Problem für Kosmologen: Es gibt viel weniger Systeme als Computersimulationen im Rahmen des von den meisten Astrophysikern bevorzugten und auch durch genaue Messungen bestätigten Standardmodells vorhersagen. Bislang rätselten die Forscher, ob unbekannte Effekte die Entstehung kleiner Galaxien unterdrückt haben – oder ob das Standardmodell eine Modifizierung benötigt. Die Entdeckungen von Koposov und seinen Kollegen zeigen nun, dass die vermeintlich fehlenden Zwerggalaxien vielleicht einfach nur übersehen wurden, weil sie so schwach leuchten.

Das uns am nächsten gelegene der neuen Systeme liegt 97 000 Lichtjahre entfernt zwischen der Milchstraße und den Magellanschen Wolken. Das entfernteste Objekt ist 1,2 Millionen Lichtjahre weit weg und damit gerade noch im Einflussbereich der Galaxis. Die starke Häufung der Zwerggalaxien um die Magellanschen Wolken herum deutet nach Ansicht der Forscher auf einen physikalischen Zusammenhang zwischen den Sternsystemen hin. „Vielleicht bildeten die Magellanschen Wolken und diese neuen Zwerggalaxien einst eine Galaxiengruppe“, so Koautor Wyn Evans von der University of Cambridge, „und die Überreste dieser Gruppe fallen nun in die Milchstraße hinein.“

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2015/neue-zwerggalaxien/