Ein Süßwassersee auf dem urzeitlichen Mars

Rainer Kayser

Im Gale-Krater auf dem Planeten Mars gab es vor 3,6 Milliarden Jahren einen Süßwassersee mit lebensfreundlichen Bedingungen. Das zeigt die Untersuchung von Sedimentablagerungen in dem Krater durch das amerikanische Robotfahrzeug Curiosity. Die neuen Ergebnisse präsentieren die beteiligten Wissenschaftler auf der Herbsttagung der „American Geophysical Union“ in San Francisco sowie im Fachblatt „Science“. Wie lange der See existiert hat, wissen die Forscher allerdings nicht – es können einige hundert oder tausend Jahre ebenso gewesen sein wie mehrere Millionen Jahre.

Sechsrädriges Fahrzeug mit zahlreichen technischen Aufbauten in Wüstenlandschaft

Selbstporträt des Rovers Curiosity

“Wir haben keinen Hinweis auf Leben auf dem Mars gefunden”, betont Sanjeev Gupta vom Imperial College London, „wir haben aber festgestellt, dass es einst im Gale-Krater einen See gab, in dem Mikroben gedeihen konnten. Und das ist ein großer, positiver Schritt für die Erforschung des Roten Planeten.“ Heute gilt als gesichert, dass der Mars in seiner Frühzeit wärmer und feuchter war als heute. Vor 3,7 bis 4,1 Milliarden Jahren gab es auf unserem Nachbarplaneten Flüsse und Seen, vielleicht sogar einen großen Ozean auf der Nordhalbkugel.

„Um aber eine Umwelt zu schaffen, in der Mikroorganismen leben können, ist Wasser allein nicht ausreichend“, erläutert John Grotzinger vom California Institut of Technology. So müsse beispielsweise eine Energiequelle vorhanden sein, die den Metabolismus der Mikroben antreiben kann. Der See im Gale-Krater erfülle diese zusätzlichen Bedingungen, wie die von Curiosity gelieferten Daten zeigen. Sein Salzgehalt war gering und er enthielt Kohlenstoff, Schwefel, Stickstoff und Phosphor. Damit war der See „geeignet, um eine marsianische Biosphäre zu unterstützen“, so die Schlussfolgerung von Grotzinger und seinen Kollegen. Die Verhältnisse wären insbesondere für sogenannte chemolithoautotrophe Bakterien geeignet gewesen, die aus der Zersetzung von Mineralien chemische Energie gewinnen können.

Curiosity – auf Deutsch bedeutet der Name „Neugier“ – ist das bislang größte Robotfahrzeug, das seine Spuren im roten Staub des Planeten Mars hinterlässt. Die 2,5 Milliarden Dollar teure Raumsonde landete im August 2012 im 154 Kilometer großen Krater Gale in der Nähe des Marsäquators. Der Zentralberg des Gale-Kraters ist von Sedimentablagerungen umgeben, die sich über einen Zeitraum von rund 3,5 Milliarden Jahren angesammelt haben. Die Forscher hoffen, dass weitere Untersuchungen dieser Ablagerungen Hinweise darauf liefern, ob in der Frühzeit des Mars wie auf der Erde Leben entstanden ist.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2013/ein-suesswassersee-auf-dem-urzeitlichen-mars/