Erster Blick auf den Südpol der Sonne

Aufnahmen der ESA-Raumsonde „Solar Orbiter“ zeigen, wie sich das Magnetfeld der Sonne umpolt.

Rainer Kayser und Redaktion

Mit Linien markierte Südpolregion einer diffus flackernden Sonne

ESA & NASA/Solar Orbiter/SPICE Team, M. Janvier (ESA) & J. Plowman (SwRI), CC BY-SA 3.0 IGO and ESA Standard Licence

Es ist eine Premiere: Erstmals hat eine Sonde Bilder vom Südpol der Sonne geliefert. Wie die Aufnahmen der Raumsonde „Solar Orbiter“ zeigen, herrscht dort ein chaotisches Durcheinander von Regionen mit unterschiedlichen magnetischen Polaritäten – die Sonne befindet sich also inmitten einer Polumkehr. Die heute veröffentlichten Aufnahmen entstanden, nachdem „Solar Orbiter“ die Venus im Februar passiert und seine Umlaufbahn um die Sonne geändert hatte.

Alle Planeten im Sonnensystem sind in einer rotierenden Gas- und Staubscheibe um die Sonne entstanden. Daher ziehen sie ihre Bahnen nahezu auf Höhe des Sonnenäquators. Auch Raumsonden bewegen sich im Allgemeinen in dieser Ebene. Damit blieb uns bislang ein Blick von „oben“ oder „unten“ auf die Sonne verwehrt. Doch nicht nur auf der Erde, auch auf der Sonne sind diese Regionen um den Nord- und Südpol besonders. So sind sie von großem Interesse, um die magnetische Aktivität der Sonne zu verstehen.

Mit der Raumsonde „Solar Orbiter“ der Europäischen Weltraumorganisation ESA wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesen Missstand nun beheben. Am 18. Februar hat die Anziehungskraft der Venus die Sonde so abgelenkt, dass sie sich nun auf einer Bahn bewegt, die um 17 Grad gegen die Äquatorebene der Sonne geneigt ist. Das ermöglichte im März den ersten Blick auf die Südpolregion der Sonne. Einzig die Jupitersonde Ulysses war von 1994 bis 2001 mehrfach über die Pole der Sonne hinweg geflogen, hatte aber keine Kameras an Bord. „Wir wussten also nicht, was wir zu erwarten hatten“, erläutert Sami Solanki vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, der für eine der Kameras an Bord des „Solar Orbiter“ verantwortlich ist.

Rechtzeitig zur maximalen Sonnenaktivität

Bereits bekannt war: Das Magnetfeld der Sonne kehrt sich etwa alle elf Jahre um. Dieser Vorgang beginnt an den Polen, wenn die Sonnenaktivität am höchsten ist. Und in dieser Phase befindet sich die Sonne im Augenblick. „Solar Orbiter erreicht seine Bahn also gerade zur rechten Zeit.“, so Solanki. Dank der vorteilhaften Perspektive der Aufnahmen ließ sich so besonders gut beobachten, wie sich die magnetische Polarität derzeit von „Süd“ auf „Nord“ umkehrt. Die Bilder zeigen in der Polregion Gebiete unterschiedlicher Polarität.

„Solar Orbiter“ verbleibt jetzt für anderthalb Jahre in seiner geneigten Umlaufbahn. Im Dezember 2026 fliegt die Sonde erneut an der Venus vorbei. Dann neigt sich ihre Bahn noch weiter – auf 24 Grad. Im Juni 2029 schließlich soll ein weiteres Rendezvous mit dem Planeten die Bahnneigung sogar auf 33 Grad steigern. So lässt sich nicht nur die Entwicklung an den Polen verfolgen, sondern dank des steileren Blickwinkels sind auch bessere Aufnahmen der Sonnenpole zu erwarten. Mit weiteren Bildern zu verschiedenen Zeiten des Sonnenzyklus hofft das Forschungsteam, den Kreislauf aus wechselnder Sonnenaktivität und Umpolung noch besser zu verstehen.

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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2025/solar-orbiter-erster-blick-auf-den-suedpol-der-sonne/