Verborgener Asteroidenkrater in Laos

Jan Oliver Löfken

Krater in einer Erdschicht, im Vordergrund ein Schatten der fotografierenden Person

Kerry Sieh

Vor 789 000 Jahren schlug ein großer Asteroid in Südostasien ein und verstreute Trümmer über mehrere Kontinente. Doch über Jahrzehnte konnten Geologinnen und Geologen keinen Krater ausfindig machen, der beim Einschlag entstanden sein musste. Erst vor vier Jahren fand eine Forschungsgruppe erste Hinweise auf dem Bolaven-Plateau in Laos. Nun gelang es den gleichen Forschenden, die Position des Kraters mit weiteren geologischen Untersuchungen der Bodenschichten zu untermauern. Ihre Analysen stellen sie im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ vor.

Über rund ein Zehntel der Erdoberfläche verteilten sich die nach dem Einschlag hoch geschleuderten Trümmerteile – das sogenannte australasiatische Streufeld. In Südostasien, Australien und sogar in der Antarktis fanden Forschende wenige Zentimeter große, schwarze Glasobjekte: Tektite. Diese Objekte entstanden, als beim Einschlag des Asteroiden das umgebende Gestein schmolz. Das flüssige Gestein wurde vom Einschlagsort fortgeschleudert und erstarrte beim Abkühlen zu Glas. Weltweit sind mehrere solcher Streufelder aus Tektiten bekannt – von diesen ist das australasiatische das derzeit größte.

Glassplitter und Bodenstrukturen verraten den Einschlagsort

Den zugehörigen Krater selbst hingegen konnte bislang niemand entdecken – Basaltschichten, ausgestoßen bei späteren Vulkanausbrüchen, verdecken ihn. Dank der Verteilung der Tektite konnten Kerry Sieh von der Nanyang Technical University in Singapur und sein Team 2019 jedoch eine mögliche Position des Kraters rekonstruieren: das Bolaven-Plateau, eine Hochebene im Süden von Laos.

Nun untersuchten Sieh und sein Team zusätzlich die unteren Bodenschichten an hunderten Orten rund 200 Kilometer um die wahrscheinliche Kraterposition. Sie stellten fest, dass diese Bodenschichten aus kantigen Gesteinstrümmern bestehen, die durch den hohen Druck beim Einschlag verdichtet und zu größeren Strukturen zusammengebacken wurden. Über die Verteilung und die Größe dieser so genannten Brekzien konnten sie die Position und Größe des Kraters bestätigen – er ist etwa 17 mal 13 Kilometer groß.

Diese Studie zeigt, wie viele verschiedene geologische Hinweise zusammen die Ortung von verdeckten Einschlagskratern ermöglichen. Gleichzeitig half die Analyse den Forschenden, die vielen Prozesse besser zu verstehen, die beim Einschlag eines großen Asteroiden auftreten können.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2023/geologie-verborgener-asteroidenkrater-in-laos/