Runde Galaxien sind älter

Rainer Kayser

Das Bild zeigt zwei helle Galaxien, die miteinander verschmelzen.

NASA

Je runder eine Galaxie ist, desto älter sind die Sterne in ihr. Zu diesem Schluss kommen Astronomen um Jesse van de Sande von der University of Sydney in Australien, nachdem sie Messdaten von insgesamt 843 Galaxien statistisch ausgewertet haben. Das Ergebnis bestätige, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Astronomy“, dass Sternsysteme in der kosmischen Frühzeit vor allem durch Zusammenstöße und Verschmelzungen anwuchsen.

„Das mittlere Alter der Sterne in einer Galaxie verrät uns, wann die meisten Sterne entstanden sind – liefert aber keine Informationen über die Entstehungsgeschichte der Galaxie“, schreiben van de Sande und seine Kollegen. Hinweise darauf liefern jedoch die Dynamik der Sterne, insbesondere das Verhältnis von ungeordneter zu geordneter Bewegung, sowie die Form der Galaxien. Um die Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren – mittleres Sternalter, stellare Dynamik und Galaxienform – zu untersuchen, griff das Team auf Daten von großen spektroskopischen Durchmusterungen zurück und führte eine neue statistische Analyse durch.

Die beobachtete zweidimensionale Form einer Galaxie erlaubt allerdings nur bedingt Rückschlüsse auf die dreidimensionale Form des Sternsystems. Unter einigen vereinfachenden Annahmen gelang es den Astronomen um van de Sande nun jedoch, aus der Kombination von scheinbarer Form und Dynamik der Sterne auf die wahre Form zu schließen. Dabei stellte sich heraus, dass es zwischen dem mittleren Sternenalter einer Galaxie und ihrer Form einen erstaunlich starken Zusammenhang gibt: Je älter die Sterne, desto runder – also weniger elliptisch – ist ein Sternsystem.

Ganz überraschend sei dieses Ergebnis allerdings nicht, betonen die Forscher. Denn Computersimulationen der Galaxienentwicklung zeigen bereits, dass Sternsysteme im Lauf der Zeit runder werden, wenn sie mit anderen Systemen verschmelzen. Die meisten Verschmelzungen finden demnach zwischen Galaxien statt, die wenig Gas enthalten. Infolgedessen entstehen kaum noch neue – und damit jüngere – Sterne. Der Befund von van de Sande und seinen Kollegen stimmt also gut mit den Vorhersagen der Computermodelle überein.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2018/runde-galaxien-sind-aelter/