Sternexplosion: Weder Riese noch Zwerg

Rainer Kayser

Zeitnahe Beobachtung liefert neue Erkenntnisse über kosmologisch bedeutsame Supernovae.

Berkeley (USA) - Eine am 24. August am Himmel aufgeleuchtete Supernova hat den Astronomen neue Erkenntnisse über die Vorgängersterne dieser Sternexplosionen geliefert. Dank eines automatischen Überwachungsprogramms konnten die Forscher die Supernova bereits elf Stunden nach ihrem Aufleuchten beobachten - ein neuer Rekord. Außerdem fand die Explosion in einer Entfernung von "nur" 21 Millionen Lichtjahren statt und konnte deshalb besonders gut untersucht werden. Wie zwei internationale Forscherteams im Fachblatt "Nature" berichten, handelt es sich bei der Supernova um einen explodierten Weißen Zwergstern, der mit größter Wahrscheinlichkeit von einem normalen Stern umkreist wurde.

Falschfarbenaufnahme: Diffuse Wolke; innen weiß, nach außen schalenartig erst Rot, dann Gelb, Grün und Hellblau; schließlich ins Blau des übrigen Bildes übergehend

Galaxienhaufen im Röntgenlicht

Die Supernova vom 24. August ist vom Typ Ia. Solche Sternexplosionen sind für die Astronomen von besonderer Bedeutung, da sie bei der Vermessung des Kosmos als so genannte Standardkerzen dienen: Sie besitzen eine einheitliche Charakteristik, aus der sich die Entfernung der Explosion bestimmen lässt. Trotz dieser wichtigen Rolle gibt es bislang keine vollständige theoretische Beschreibung der Explosionen. Klar ist lediglich, dass bei Supernovae des Typs Ia ein Weißer Zwerg explodiert, der Mitglied in einem Doppelsternsystem ist. Ob der zweite Stern aber ein Roter Riese, ein normaler Stern oder ebenfalls ein Weißer Zwerg ist, war bislang völlig unklar.

Nun können die Astronomen jedoch mit Sicherheit ausschließen, dass es sich um einen Roten Riesenstern handelt. "Wenn es dort einen Riesenstern in einer engen Umlaufbahn gegeben hätte, dann hätten wir eine Art Feuerwerk sehen müssen, als die Trümmer der Supernova auf ihn geprallt sind", so Daniel Kasen, ein an den Beobachtungen beteiligter Astrophysiker von der University of California in Berkeley. "Aber wir haben keine solchen Blitze beobachtet und daraus können wir schließen, dass der Begleiter nicht viel größer sein kann als unsere Sonne."

Auch einen Weißen Zwergstern als Begleiter glauben die Forscher ausschließen zu können - allerdings auf Basis theoretischer Überlegungen, die noch nicht hieb- und stichfest sind. Wenn diese Überlegungen korrekt sind, bliebe lediglich ein normaler Stern ähnlich unserer Sonne als Begleiter des explodierten Weißen Zwergs übrig. Allerdings gelten diese Schlussfolgerungen streng genommen nur für die Supernova vom 24. August. Ob sie sich auf alle Sternexplosionen des Typs Ia verallgemeinern lassen, können nur weitere Beobachtungen zeigen, möglichst an noch näher gelegenen Supernovae. Doch explodierende Sterne sind seltene Phänomene - in einer typischen Galaxie wie unserer Milchstraße gibt es etwa eine Supernova in zweihundert Jahren. Es kann also einige Jahrzehnte dauern, bis die Astronomen wieder die Gelegenheit haben, eine Supernova in unserer kosmischen Nachbarschaft zu beobachten.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2011/sternexplosion-weder-riese-noch-zwerg/