Erster Vorbeiflug an Pluto geglückt

Michael Büker

Ein hell-rötlicher, planetenartiger Himmelskörper mit unterschiedlichen hellen und dunklen Regionen auf seiner Oberfläche.

Foto des Pluto kurz vor Beginn des Anflugs von New Horizons

Mit New Horizons hat nach über neun Jahren Flugzeit erstmals eine Raumsonde den Pluto erreicht. Sie hat den Zwergplaneten in einer Entfernung von nur 12 600 Kilometern passiert – etwa ein Drittel der Entfernung, in der Fernsehsatelliten die Erde umkreisen. Die NASA-Sonde hat dabei zahlreiche Nahaufnahmen der Oberfläche angefertigt, die im Laufe der kommenden Tage und Monate zur Erde übertragen werden.

Ebenfalls sind die fünf bekannten Monde des Pluto erstmals aus der Nähe aufgenommen worden. New Horizons ist neben Kameras auch mit Instrumenten zur Untersuchung der chemischen Zusammensetzung und etwaiger Magnetfelder im Pluto-System ausgestattet.

New Horizons, gestartet im Januar 2006, ist nach den Pioneer- und Voyager-Raumsonden der 1970er-Jahre das am weitesten von der Erde entfernte menschengemachte Objekt. Die vier vorherigen Sonden hatten ebenfalls das äußere Sonnensystem erforscht, waren jedoch nicht in die Nähe von Pluto gelangt.

Um die relativ hellen und eng stehenden Objekte Pluto und Charon im Zentrum des Bildes kreisen vier Monde auf größeren Umlaufbahnen.

Hubble-Aufnahme der Monde Plutos aus dem Jahr 2012

Die zuvor detailreichsten Aufnahmen der Pluto-Oberfläche waren 2010 vom Hubble-Weltraumteleskop geliefert worden, hatten aber aufgrund der geringen Auflösung kaum Schlüsse über die Zusammensetzung oder die Oberflächenbeschaffenheit Plutos zugelassen. Nach der Entdeckung des großen Pluto-Mondes Charon im Jahr 1978 hatte das Hubble-Weltraumteleskop zwischen 2005 und 2012 zudem die vier weiteren Monde Styx, Nix, Kerberos und Hydra gefunden. Anders als von Astronomen vermutet konnte New Horizons auch aus der Nähe bislang keine weiteren Satelliten des Pluto entdecken.

Eine verwischte Scheibe mit fleckigen hellen und dunklen Gebieten.

Pluto durch das Hubble-Weltraumteleskop im Jahr 2010

New Horizons führt nicht genügend Treibstoff mit, um in eine Umlaufbahn um Pluto einzutreten. Das System soll daher im Vorbeiflug charakterisiert werden. Danach sollen nach Möglichkeit weitere Objekte im sogenannten Kuipergürtel erforscht werden, der Region aus gesteins- und eishaltigen Objekten, zu der auch Pluto gehört. Welche und wie viele solcher Objekte angesteuert werden können, hängt von der genauen Flugbahn und dem verbleibenden Treibstoff nach dem Pluto-Vorbeiflug ab.

Eine in Goldfolie eingeschlagene Raumsonde in einem Reinraum. Zu erkennen ist sind große Isotopenbatterie und eine Satellitenschüssel. Menschen in Schutzanzügen arbeiten an der Sonde.

New Horizons vor dem Start

Erst 1930 entdeckt galt Pluto bis August 2006 als neunter Planet des Sonnensystems, bis moderne Teleskope eine Reihe ähnlich großer Objekte im Sonnensystem entdeckten, die ihrerseits nicht als Planeten galten – allen voran Eris, der ähnlich groß, aber deutlich schwerer ist als Pluto. Eine Neudefinition des Begriff „Planet“ führte schließlich dazu, dass Pluto fortan zusammen mit Himmelskörpern Eris und weiteren Himmelskörpern wie Ceres oder Sedna als „Zwergplanet“ gilt. Mit dem Besuch von Ceres durch die Raumsonde Dawn und dem Vorbeiflug von New Horizons an Pluto werden im Jahr 2015 erstmals Zwergplaneten aus der Nähe erforscht.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2015/erster-vorbeiflug-an-pluto-geglueckt/