Irdisches Leben auf fernen Monden durch Asteroideneinschläge?

Rainer Kayser

Kugelförmiger Himmelskörper, dessen Oberfläche von zahlreichen Linien überzogen ist.

Der Einschlag großer Asteroiden kann nicht nur Leben zerstören, sondern auch Leben im Kosmos verbreiten. Das zeigen Computersimulationen eines Forschertrios von der Pennsylvania State University. Allein der Einschlag eines über zehn Kilometer großen Asteroiden vor 65 Millionen Jahren hat 70 Milliarden Tonnen Gestein ins All geschleudert. Der Einschlag auf der Yukatan-Halbinsel in Mittelamerika wird von vielen Wissenschaftlern als Ursache des massenhaften Artensterbens an der Kreide-Tertiär-Grenze angesehen, dem auch die Dinosaurier zum Opfer fielen. Im Verlauf mehrerer Millionen Jahre könnten die Einschlagstrümmer aber auch irdische Lebensformen auf andere Planeten und Monde gebracht haben, so die Wissenschaftler im Fachblatt „Astrobiologie“.

Neu ist diese Hypothese nicht. Zahlreiche auf der Erde aufgespürte Meteoriten vom Mars zeigen, dass Einschlagstrümmer tatsächlich Materie von einem Planeten zum anderen transportieren können. Mehrere Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Bakterien eine solche, viele Millionen Jahre dauernde Reise überleben könnten. Voraussetzung dafür ist, dass sie ihre Reise im Inneren eines mindestens drei Meter großen Brockens antreten und dadurch sowohl vor der kosmischen Strahlung im Weltall als auch vor der Hitze des Eintritts in eine Atmosphäre geschützt sind.

Kugelförmiger Himmelskörper, dessen Oberfläche von zahlreichen Linien überzogen ist.

Die eisbedeckte Oberfläche des Jupitermondes Europa.

Das Team um Rachel Worth hat nun beides zusammengefügt und untersucht, wie sich ausreichend große Trümmerstücke nach Einschlägen auf dem Mars und auf der Erde im Sonnensystem ausbreiten. Wie die Simulationen des Trios zeigen, können auf diese Weise nicht nur Lebensformen von der Erde zum Mars und umgekehrt reisen. Auch die Monde der großen Planeten Jupiter und Saturn sind für die Lebensbringer erreichbar.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fragment mit einer Größe von über drei Metern den Jupitermond Europa erreicht, liegt beispielsweise bei 60 Prozent“, so Worth und ihre Kollegen. Auf Europa gibt es unter einem viele Kilometer dicken Eispanzer einen globalen Ozean aus Wasser – und damit möglicherweise geeignete Bedingungen für die Ausbreitung von Leben. „Bei künftigen Raumfahrtmissionen, die auf den Monden von Jupiter und Saturn nach Leben suchen, muss bei positiven Ergebnissen daher stets die Möglichkeit bedacht werden, dass es sich nicht um unabhängig entstandene Lebensformen, sondern um einen Zweig des irdischen Lebens handelt“, geben die Forscher zu bedenken.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2013/lithopanspermie/