Zukunft der Milchstraße: Kaum noch neue Sterne?

Die Galaxie wird in 1,5 Milliarden Jahren zu den älteren und ruhigeren Exemplaren gehören, sofern nicht ein Zusammenstoß die Sternentstehung neu ankurbelt

Andromeda-Galaxie

Andromeda-Galaxie

Melbourne (Australien) - Die Milchstraße befindet sich gerade in einem Übergangsstadium zwischen einem jungen, blau strahlenden Sternsystem mit heftiger Sternentstehung und einer älteren, ruhigen roten Galaxie. Das zeigt der Vergleich zwischen Beobachtungen und Simulationen von mehreren Millionen Galaxien, den ein australisches Forschertrio demnächst im Fachblatt "Astrophysical Journal" präsentiert.

"Unser Wissen über die Entstehung und Entwicklung von Galaxien kann nur dann von zukünftigen Vermessungen der Milchstraße profitieren, wenn wir wissen, wie typisch die Galaxis ist", begründen Simon Mutch, Darren Croton und Gregory Poole von der Swinburne University of Technology in Melbourne die Bedeutung ihrer Analyse. "Wir haben vorläufige, aber überzeugende Hinweise darauf gefunden, dass sich sowohl die Milchstraße als auch die benachbarte Andromeda-Galaxie in einem kritischen Übergangsprozess ihrer globalen Eigenschaften befinden."

Junge Galaxien enthalten noch viel Gas, aus dem geradezu explosionsartig neue Sterne entstehen. Da junge Sterne energiereiche kurzwellige Strahlung aussenden, leuchten solche Sternsysteme blau. Alten Galaxien dagegen ist das Gas ausgegangen, in ihnen entstehen nur noch wenige neue Sterne - entsprechend leuchten sie rötlich, da alte Sterne eher langwelliges Licht aussenden. Galaxien im Zwischenstadium - von den Astronomen als "grünes Tal" bezeichnet - sind relativ selten am Himmel zu finden.

Mutch, Croton und Poole haben die Entwicklung von 25 Millionen Galaxien simuliert und die Ergebnisse ihrer Rechnungen mit einem Katalog von rund einer Million Galaxien verglichen. Aus dieser gewaltigen Menge fischten die Forscher dann jene Systeme heraus, die bezüglich Sternentstehungsrate, Aussehen und Masse der Milchstraße und ihrer Nachbarin, der Andromeda-Galaxie, ähneln. Dabei zeigte sich, dass diese beiden Systeme gerade im "grünen Tal" der Galaxien-Entwicklung liegen. Die drei Astronomen schätzen, dass die Sternentstehung in der Milchstraße in etwa 1,5 Milliarden Jahren nahezu vollständig zum Erliegen kommen wird.

Für eine Art Frischzellenkur könnte allerdings ein Zusammenstoß der beiden Galaxien sorgen, den die Wissenschaftler in rund fünf Milliarden Jahren erwarten. Die zwei Systeme verschmelzen dann zu einer riesigen elliptischen Galaxie, in der die Sternentstehung noch einmal für einige Millionen Jahre aufflackern könnte.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2011/zukunft-der-milchstrasse-kaum-noch-neue-sterne/