Kein "Giant Leap" mehr für die Menschheit
Nach langer Bedenkzeit hat der US-Präsident letzte Woche über den Haushalt der NASA entschieden - und den Haushalt für das bemannte Programm um 1.3 Milliarden Dollar gekürzt. Obgleich er sich stets als entschiedener Befürworter der Raumfahrt gab, wird nun das bemannte Raumfahrtprogramm gekürzt.
Washington (USA) - Das Constellation-Programm mit dem Ziel, wieder Menschen zum Mond zu bringen, wurde von Obamas Amtsvorgänger George W. Bush im Jahr 2004 aus der Taufe gehoben. Nun wurde es von der aktuellen Regierung beendet. Obama wünscht, neue Wege ins All zu erschließen. Er fördert die Wissenschaften, und auch der NASA-Haushalt wurde aufgestockt.
Das Geld für die bemannten Raumfahrt zum Mond und darüber hinaus wird jedoch drastisch gekürzt. Der letzte Start eines Space-Shuttles überhaupt ist für September dieses Jahres vorgesehen, und die Entwicklung der Ares-1-Rakete als dessen Nachfolgesystem wurde nun gestoppt. Dabei hatte die Ares-1 Ende Oktober, also gerade vor drei Monaten einen sehr erfolgreichen Testflug bestanden. Sie sollten binnen der nächsten vier Jahre den Space-Shuttle ersetzen.
Weil die Internationale Raumstation ISS bis dahin sowieso dem Ende ihrer geplanten Lebensdauer entgegen sieht, lohnt es sich nicht, die Ares-1 jetzt weiter zu entwickeln: Sie kommt zu spät für die ISS und zu früh für eventuelle Marsprogramme in viel fernerer Zukunft. Ares-1 und ihre mit vier Personen besetzbare Orion-Kapsel werden daher vorerst nicht weiterentwickelt.
Die Folge, dass die NASA auf russische Trägersysteme angewiesen sein, wenn sie weiterhin Astronauten zur ISS bringen will, gibt manchen schwer zu denken: Schließlich geht es bei der Erschließung des Weltraums nicht nur um wissenschaftliche, technologische und wirtschaftliche Entwicklungen. Vielmehr ist der Weltraum als "the final frontier" auch stets ein Tummelplatz für große Visionen. Kaum ein anderer Bereich der Naturwissenschaften ist derart geeignet, die wissenschaftliche Neugier zu wecken und wachzuhalten, kam etwas anderes spornt den Pioniergeist der Ingenieure und Wissenschaftler dermaßen an, wie die Erkundung des Kosmos.
Wohl auch deshalb resigniert der ehemalige NASA-Chef Michael Griffin: "Die USA haben sich dafür entschieden, dass sie in der absehbaren Zukunft kein bedeutender Spieler auf dem Feld der Raumfahrt mehr sind."
Obama habe den USA mit dieser Politik der internationalen Zusammenarbeit den Stolz genommen und den publikumswirksamsten Trumpf des NASA: Die Weltraumbegeisterung und Aufbruchstimmung der 1960er ist längst abgeklungen, die zahlreichen Shuttle-Starts werden von der Öffentlichkeit kaum noch zur Kenntnis genommen, sind fast zur Gewohnheit geworden. "Die Bürger langweilen sich." meldet auch die dpa.
Obama und die neue NASA-Direktion hoffen jedoch auf eine Förderung der beliebten bemannten Mondprogramme durch private Firmen, anstatt aus Staatskassen. Das ist der zarte Silberstreif am Horizont für die Visionen von Menschen auf Mond und Mars.
Welt der Physik
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2010/kein-giant-leap-mehr-fuer-die-menschheit/