Element 112 soll auf Copernicium getauft werden

Als erste Entdecker durften Physiker vom GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt den Namen vorschlagen

Nicolaus Copernicus

Nicolaus Copernicus

Darmstadt - Vor allem Physiker haben das Glück, posthum eine Ehrung erhalten zu können, die den Nobelpreis weit in den Schatten stellt. Nachdem Elemente des Periodensystems nach Albert Einstein, Lise Meitner oder Ernest Rutherford benannt wurden, wird nun das derzeit schwerste – offiziell anerkannte - Element auf Erden zu Ehren des Astronomens Nikolaus Kopernikus (1473-1543) auf den Namen "Copernicium" mit dem Symbol "Cp" getauft werden. Auf diesen Vorschlag einigten sich die Forscher um Sigurd Hofmann, die vor 13 Jahren das Element 112 an der Beschleunigeranlage des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in Darmstadt entdeckt haben. Erst vor wenigen Wochen hat die dafür zuständige Chemiker-Union IUPAC (International Union of Pure and Applied Chemistry) die Entdeckung offiziell bestätigt. Etwa sechs Monate lang kann diese Namensgebung nun diskutiert werden, bevor Copernicium in das Periodensystem aufgenommen wird.

"Nach der offiziellen Anerkennung unserer Entdeckung durch die IUPAC haben wir, das heißt alle beteiligten Wissenschaftler, uns auf den Namensvorschlag 'Copernicium' für Element 112 geeinigt. Damit möchten wir einen herausragenden Wissenschaftler ehren, der unser Weltbild nachhaltig geprägt hat", sagt Sigurd Hofmann. Die Atomkerne von Copernicium sind 277-mal schwerer als Wasserstoff. Für einen Bruchteil einer Sekunde entstand es durch Kernfusion beim Beschuss einer Blei-Folie mit Zink-Ionen. An den GSI-Experimenten, die zur Entdeckung von Element 112 führten, waren 21 Wissenschaftler aus Deutschland, Finnland, Russland und der Slowakei beteiligt.

Kopernikus hatte im 16. Jahrhundert den lange währenden Irrglauben widerlegt, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums bildete. Er begründete das heliozentrische Weltbild, in dem sich die Planeten um die Sonne drehen. Für viele seiner Zeitgenossen brach damit im wahrsten Sinne des Wortes eine Welt zusammen. Denn sein neues Bild vom Universum hatte grundlegende Auswirkungen auf das Selbstverständnis des Menschen in der Theologie und Philosophie, da der Mensch sich nun nicht mehr länger als Mittelpunkt der Welt wahrnehmen konnte.

Als Taufpaten für neue entdeckte Elemente sind neben bedeutenden Wissenschaftlern auch Staaten, Regionen und sogar Städte sehr beliebt. Sowohl Hessen (Hassium-108) als auch Darmstadt (Darmstadtium-110) wurden von den GSI-Schwerionenforschern bereits geehrt. Doch auch Niels Bohr (Bohrium – 107), Lise Meitner (Meitnerium -109) und Wilhelm Conrad Röntgen (Roentgenium -111) wurden auf Vorschlag der Darmstädter Wissenschaftler im Periodensystem verewigt. Lassen sich die so geehrten Naturforscher bisher eindeutig einer Nationalität zuordnen, könnte der Name "Copernicium" sowohl Deutschen als auch Polen gefallen. Denn Kopernikus wurde als Sohn einer deutschen Mutter in Thorn, einer Stadt unter polnischer Hoheit, geboren. All seine Abhandlungen verfasste Kopernikus auf Deutsch oder Latein, andererseits aber galt er als loyaler Untertan des polnischen Königs und studierte an der Universität Krakau. So muss heute jeder Versuch, Nikolaus Kopernikus ausschließlich als Deutschen oder Polen zu bezeichnen, scheitern.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/teilchen/nachrichten/2009/element-112-soll-auf-copernicium-getauft-werden/