Rettungskräfte aufs Hochhaus katapultieren
Für schnelle Hilfe in höchster Not sollen menschliche "Kanonenkugeln" sorgen: US-Erfinder haben eine Art Schleudersitz konstruiert, die einen Helfer auf genau berechneter Flugbahn sicher und sanft nach oben schleudern sollen -- auf brennende Wolkenkratzer, einstürzende Brücken oder ähnlich hohe Konstrukte.
Alexandria (USA) - Im Gegensatz zum Zirkustrick würde der Retter allerdings nicht in einem vorher angebrachten Netz landen, sondern mit relativ niedriger Geschwindigkeit auf seinen Füßen. Dafür soll eine Computersteuerung sorgen, die die optimale Ausrichtung der Abschussrampe sowie die genaue Flugbahn nach dem Gewicht des Fliegenden berechnet. Mögliche "Kanonenkugeln" sind Feuerwehrleute, Polizisten, aber auch Soldaten -- laut Patentantrag hat die Forschungsabteilung des US-Militärs (DARPA) die Erfindung unterstützt.
"Wir brauchen einen kontrollierbares Katapult, das Nutzlasten auf eine wiederholbare und vorhersagbare Flugbahn befördert. Zudem sollte das Katapult eine beträchtlich kurze Recycle-Zeit haben, um eine weitere Nutzlast in relativ kurzer Zeit nach der ersten abzufeuern", schreibt das Erfinderteam Dean Kamen, Larry B. Gray und Richard J. Lanigan im Patentantrag. Kamen entwickelte vor einigen Jahren den kultigen, jedoch kommerziell wenig erfolgreichen "Segway Human Transporter", einen selbstfahrenden Hightech-Roller.
Hauptelement des Menschen-Katapults ist ein mehrere Meter langer Träger auf einer stabilen, aber mobilen Basis, flexibel im gewünschten Winkel auszurichten. Auf ihm ist ein Stuhl angebracht, den eine seitliche Führung auf Kurs hält. Eine Druckluftbeschleunigung unter dem Sitz sorgt für die entsprechende Stoßwirkung -- der Mensch auf dem Sitz, mit dem Gesicht zum Träger, wird senkrecht in die Luft geschleudert, sobald der Sitz am Ende des Trägers abrupt anhält. Ein durchschnittlicher Mann könnte damit in weniger als zwei Sekunden auf dem Dach eines fünfstöckigen Gebäudes landen.
Knackpunkt ist natürlich die optimale Berechnung der Flugbahn. Deshalb sprechen Kamen & Co. von einem Rechner, der aus dem Gewicht der "Ladung", der Höhe des Zielgebäudes und der Entfernung dazu den optimalen Winkel für den Träger und die optimale Stoßkraft der Druckluft berechnen soll. Zusatzvorrichtungen für die automatische Messung des horizontalen Abstands werden ebenso erwähnt wie solche, die die Ausrichtung optimieren, den Rückstoß abmildern und die Basis stabilisieren. Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen für menschliche "Nutzlasten" seien nicht zu erwarten, heißt es, da die Beschleunigungskräfte parallel zur Wirbelsäule nach oben wirkten.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/nachrichten/2006/rettungskraefte-aufs-hochhaus-katapultieren/