Datenbanken und Brustkrebsdiagnose: Zweitgutachten schneller per "Google"-Methode

Seit Ärzte vermehrt zu Computer und digitalen Bildern greifen, werden Diagnose-Archive immer größer und die Datensuche in ihnen langsamer. Beim schnelleren Finden relevanter Daten in einem Bildarchiv soll jetzt ein google-ähnlicher Suchansatz helfen: Nicht mehr alle gespeicherten Bilder müssen abgeglichen werden, sondern zuerst die aussagekräftigsten.

Durham (USA) - US-Physiker zeigten, dass sie in einer großen Datenbank von Brustkrebs-Bildern (Mammogrammen) viermal schneller und doch präzise jene Bilder fanden, die die Diagnose des Arztes unterstützen konnten. Damit können auch junge oder unspezialisierte Mediziner von der Erfahrung zahlreicher früherer Diagnosen profitieren.

"Die Diagnose von Mammogrammen ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, weil normales Brustgewebe ebenso komplex sein kann wie ein Tumor", erklärt Georgia D. Tourassi, Professorin für medizinische Physik an der Duke University. Ihr Team erprobte das Analysesystem an einer Datenbank mit 2300 Mammogrammen. Während die herkömmliche Suchmethode rund zwölf Sekunden dauerte, war das google-ähnliche System bereits nach drei Sekunden erfolgreich, bei vergleichbarer Präzision.

Google nutzt einen Algorithmus, der jede Webseite danach beurteilt und klassifiziert, wieviele und welche anderen Webseiten auf sie hinweisen -- entsprechend klassifiziert Tourassis System die Bilder nach ihrem Informationsgehalt. Grundlage der Methode ist die so genannte Bild-Entropie, die enthaltene Informationsmenge, die sich in der Komplexität der Bildpunkte widerspiegelt. Je unruhiger ein komplexes Bild, also je mehr die Intensität der Bildpunkte schwankt, desto höher ist seine Bild-Entropie, es gilt im Rahmen des neuen Systems als umso informativer.

Von den 2300 Bildern in der Datenbank wurde die Probediagnose nur noch mit den 600 informationsreichsten abgeglichen. Dies verkürzte den Prozess auf weniger als drei Sekunden pro Anfrage, so Tourassi. Eine größere Untersuchung soll noch in diesem Jahr folgen. Das Team wird sein wissensbasiertes, computer-unterstütztes Detektionssystem (KB-CAD) Ende Juli auf dem 48. Jahrestreffen der "American Association of Physicists in Medicine" in Orlando präsentieren.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/nachrichten/2006/datenbanken-und-brustkrebsdiagnose-zweitgutachten-schneller-per-google-methode/