50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe
Das Forschungszentrum Karlsruhe, eine der größten unabhängigen Forschungseinrichtungen in Europa, feiert in diesem Jahr unter dem Motto „Bereit für die Zukunft“ seinen 50sten Geburtstag.
Karlsruhe - Ein Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist die Festveranstaltung am 19. Juli 2006, zu der das Forschungszentrum neben Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel viel Prominenz aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft erwartet.
Medienvertreter können zu der Festveranstaltung eine Einladungskarte anfordern. Der zweite Höhepunkt ist der Tag der offenen Tür am 23. September 2006, mit dem das Forschungszentrum die Feierlichkeiten zum Jubiläum beenden wird.
Am 19. Juli 1956 unterzeichnete der damalige Bundesminister für Atomfragen, Franz Josef Strauß, in Karlsruhe die Gründungsurkunde für die „Kernreaktor Bau- und Betriebsgesellschaft mbH“. Vorausgegangen war eine öffentliche Diskussion um den besten Standort für den ersten deutschen Eigenbaureaktor zwischen Aachen, München und Karlsruhe, den schließlich der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer zu Gunsten von Karlsruhe entschied.
Die „Wirtz-Gruppe“, die Arbeitsgruppe Reaktorbau aus Werner Heisenbergs Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen, siedelte mit ihrem Leiter Karl Wirtz nach Karlsruhe um. Wirtz wurde Gründungsdirektor des Instituts für Neutronenphysik und Reaktortechnik und Ordinarius an der Technischen Hochschule Karlsruhe.
Der erste deutsche Eigenbau-Reaktor, der Forschungsreaktor 2 (FR 2), nahm schließlich am 12. Dezember 1962 seinen Leistungsbetrieb auf und stand bis zu seiner Abschaltung im Dezember 1981 der deutschen Wissenschaft als Forschungsinstrument zur Verfügung.
Das „Kernforschungszentrum Karlsruhe“ sollte die deutsche Wirtschaft dabei unterstützen, kerntechnische Anlagen international konkurrenzfähig zu bauen. Mit diesem Ziel plante und errichtete das Zentrum in seinen ersten 25 Jahren zusammen mit Industriepartnern fünf Versuchsanlagen: vier kleinere Kernkraftwerke unterschiedlichen Typs, darunter mit dem KNK II einen natriumgekühlten Reaktor als Vorstufe eines Schnellen Brüters, und die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe.
Vor dem Hintergrund des ab den 70er Jahren immer heftigeren Widerstands gegen die Errichtung von Nuklearanlagen intensivierte die Bundesregierung ihre Forschungsförderung in den Bereichen Sicherheit und Entsorgung erheblich und übertrug dem Kernforschungszentrum zwei Großaufgaben: die Projekte Nukleare Sicherheit sowie Wiederaufarbeitung und Abfallbehandlung. Außer der Entwicklung des Hochtemperaturreaktors lagen damit alle wichtigen nuklearen Aufgabenbereiche in Händen des Kernforschungszentrums Karlsruhe.
Zu Beginn der 80er Jahre hatte sich die Kerntechnik in der Energiewirtschaft fest etabliert, das Forschungszentrum Karlsruhe konnte sich neuen Aufgaben zuwenden: Ab 1985 vollzog sich ein umfassender Struktur- und Programmwandel, der durch den Ausstieg der deutschen Industrie – und damit der deutschen Forschung – aus den Technologien für den Geschlossenen Brennstoffkreislauf ab 1989 noch beschleunigt wurde.
Bei der Neuorientierung seiner Tätigkeitsschwerpunkte konnte das Forschungszentrum bereits vorhandene Arbeitsfelder, etwa die Umweltforschung und -technologie oder die Technologieentwicklung für die Kernfusion, ausbauen und aufgrund seiner Kompetenzen und Erfahrungen in der Kerntechnik neue Aufgabenbereiche erschließen. Dazu gehört die Mikrosystemtechnik, die zum Bau einer neuen Großanlage, der Synchrotronstrahlungsquelle ANKA führte; dazu gehören auch Experimente der Grundlagenforschung zur Messung von Neutrinos und die Astroteilchenphysik.
Die Arbeiten des Forschungszentrums sind heute eingebunden in die Programmstruktur der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der größten deutschen Wissenschaftsorganisation. Im Rahmen der in den letzten drei Jahren durchgeführten Begutachtung der Helmholtz-Gemeinschaft durch hochrangig besetzte internationale Gutachterkommissionen haben alle großen Programme des Forschungszentrums lückenlos mit hervorragenden Noten abgeschlossen. Der thematische Wandel über die Jahrzehnte ist gelungen.
In der Zukunft wird sich das Programm des Forschungszentrums aus drei Teilen zusammensetzen: der Anteil der Energieforschung (einschließlich Atmosphärenforschung) wird bei der Hälfte des Gesamtprogramms liegen, die Schlüsseltechnologien Nano- und Mikrotechnologie bei einem Drittel und der grundlagenorientierte Bereich Struktur der Materie bei einem Sechstel.
Ein ganz neues Kapitel der Forschungskooperation hat das Forschungszentrum Karlsruhe zusammen mit der Universität Karlsruhe eingeschlagen: Die in Jahrzehnten gewachsenen gemeinsamen Forschungsaktivitäten werden im Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) zusammengeführt. Die beiden Partner entwickeln damit ein zukunftsweisendes Modell, in dem die bisherige oft beklagte Versäulung des deutschen Wissenschaftssystems in universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen überwunden wird und das den Vorstoß in die internationale Spitzenliga wissenschaftlicher Institutionen ermöglicht.
Medienvertreter können eine Einladung zur Festveranstaltung am 19. Juli bei der Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit des Forschungszentrums anfordern: Telefon 07247 82-2860 oder per Fax unter 07247 82-5080. Hier sind ebenfalls ein Gesamtprogramm mit allen Ereignissen des Jubiläumsjahres und ausführliche Informationen zum Forschungszentrum Karlsruhe, seiner Geschichte, seinen aktuellen Arbeiten und seiner künftigen Ausrichtung erhältlich. Außerdem können im Internet unter www.fzk.de/jubilaeum2006 weitere Informationen zum Jubiläum abgerufen werden.
Forschungszentrum Karlsruhe
Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/nachrichten/2006/50-jahre-forschungszentrum-karlsruhe/