Auch Bio-Kunststoffe belasten die Umwelt

Langzeiteffekte von biologisch abbaubaren Polymeren sind zu wenig bekannt und werden unterschätzt

Stockholm (Schweden) - Mit einer Jahresproduktion von über 50 Millionen Tonnen hält Polyethylen den Löwenanteil von etwa 30 Prozent aller produzierten Kunststoffe. Nach Gebrauch stellt weggeworfenes Plastik eine große Umweltbelastung dar. Biologisch abbaubare Kunststoffe könnten dieses Problem teilweise lösen. Doch alle bisher entwickelten Ersatz-Polymere belasten gemäß einer Analyse schwedischer und indischer Forscher die Umwelt weiterhin. Ihre Studie, in der sie schärfere Standards für Biokunststoffe fordern, veröffentlichten die Forscher im Fachblatt "Environmental Science and Technology".

Das Team um Ann-Christine Albertsson vom Königlichen Institut für Technologie in Stockholm sammelte das derzeit verfügbare Wissen über alle Klassen von Polyethylen-Ersatzkunststoffen, die als biologisch abbaubar gelten. Diese Kunststoffe zerfallen zwar unter Sonnenlicht oder Einsatz von Enzymen schneller als klassisches Polyethylen. Doch auch wenn größere Plastikreste so aus dem Blickfeld verschwinden, bleiben über viele Jahre viele kleine Partikel zurück. An diesen können sich Umweltgifte anreichern und von Tieren aufgenommen werden. Zudem stellen oxidative Zusätze wie Mangan, Eisen, Kobalt oder Nickel ein bisher kaum beachtetes Umweltrisiko dar.

Diese Überblicksstudie belegt, dass derzeit verfügbare, biologisch abbaubare Kunststoffe noch keine Lösung für das Plastikmüllproblem liefern. Für die weitere Entwicklung und Beurteilung umweltfreundlicher Polymere fordern die Forscher schärfere Standards, die - anders als bisher - in kompletten Lebenszyklusanalysen geprüfte Zersetzungszeiten vorsehen sollten.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/materie/nachrichten/2011/auch-bio-kunststoffe-belasten-die-umwelt/