Kolibris singen Liebeslieder mit den Schwanzfedern

Erstmals analysiert: Die Federn flattern wie eine Fahne im Wind und erzeugen damit die Geräusche beim Balzflug

New Haven (USA) - Kolibrimännchen versuchen ihre Angebeteten mit nahezu halsbrecherischen Sturzflügen zu beeindrucken. Begleitet werden diese akrobatischen Einlagen von auffälligen, mit den Schwanzfedern erzeugten Geräuschen. Amerikanische Biologen haben nun erstmals genauer analysiert, wie diese Töne entstehen. In Versuchen im Windkanal fanden sie die Ursache: Trifft vorbeiströmende Luft auf eine Feder, flattert sie wie eine Fahne im Wind. Dieses Flattern erzeugt die Laute, berichten die Forscher im Fachblatt "Science".

"Die Töne, die Kolibrifedern machen können, sind mannigfaltiger als ich erwartet habe", sagt Christopher J. Clark von der Yale University in New Haven. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte Clark 31 Schwanzfedern von 14 unterschiedlichen Kolibriarten im Windkanal unter die Lupe genommen. Die Forscher maßen mithilfe eines sogenannten Laser-Doppler-Vibrometers, welche Vibrationen auf der Oberfläche der flatternden Federn entstehen und analysierten zudem Hochgeschwindigkeitsaufnahmen der Federn.

Sie stellten fest: Es gibt vielfältige Variationsmöglichkeiten: So beeinflussen sich benachbarte Federn etwa gegenseitig und rufen dann zwei oder sogar mehr unterschiedliche Töne gleichzeitig hervor. Dabei macht es einen Unterschied, ob zwei Federn in derselben oder einer jeweils anderen Frequenz vibrieren. Ebenso wirken sich Faktoren wie Größe, Form, Masse und Steifheit der Federn sowie die Geschwindigkeit des Falls auf die Geräusche aus - je schneller der Sturzflug, desto lauter die Töne. So entstehen unterschiedlichste Tonkompositionen, welche die Vögel mitunter noch durch Laute ergänzen, die sie mit ihren Stimmbändern erzeugen.

Nur während ihrer ausgeprägten Balzrituale erzeugen männliche Kolibris die Flatter-Laute mit ihren Schwanzfedern. Bis zu einer Höhe von 40 Metern steigen die Vögel dabei auf, um sich dann im Sturzflug an einem Weibchen vorbei in die Tiefe fallen zu lassen. Am tiefsten Punkt des Falls spreizt und schließt das Männchen dann seine Schwanzfedern, was sie im Fallwind flattern lässt. Jede Kolibri-Art erzeugt dabei ihre eigene Ton-Signatur, konnten Clark und seine Kollegen zeigen. Wie und wozu sich die Fähigkeit, mit den Schwanzfedern Laute zu erzeugen, im Laufe der Evolution entwickelt hat, kann Clark nicht mit Sicherheit sagen. Die Schwanzfedern könnten für die Paarung einer der entscheidenden Faktoren sein, ob sich ein Weibchen mit einem Männchen einlässt oder nicht. Eine Möglichkeit sei, dass geschickte Flieger besonders vielversprechende Partner darstellen, weshalb Kolibriweibchen die Lautstärke der Federvibrationen als Hinweis auf die Fitness eines Männchens nutzen könnten. Laute Männchen hätten damit besonders gute Paarungschancen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/leben/nachrichten/2011/kolibris-singen-liebeslieder-mit-den-schwanzfedern/