Durchsichtiges Universum
Astronomen empfangen Gammastrahlung von einem fünf Milliarden Lichtjahre entfernten Quasar.
München - Durchsichtiger als bislang erwartet ist das Universum für hochenergetische Gammastrahlung. Das zeigen die Beobachtungen eines Gammastrahlungs-Ausbruchs bei dem fünf Milliarden Lichtjahre entfernten Quasar 3C 279 durch ein internationales Forscherteam. Die Messungen belegen, so die Wissenschafter im Fachblatt "Science", dass die von den Astronomen geschätzte Anzahl der Sterne und Galaxien im Universum korrekt ist. Denn gäbe es mehr Strahlungsquellen im Kosmos, dürfte die Gammastrahlung aus so großer Entfernung nicht zur Erde gelangen.
Fünf Milliarden Lichtjahre entsprechen nahezu dem halben Radius des sichtbaren Universums. "Bis vor kurzem hat man gedacht, dass Gammastrahlen von so weit her gar nicht auf der Erde ankommen dürften", sagt Robert Wagner vom Max-Planck-Institut für Physik in München, einer der an den Beobachtungen beteiligten Wissenschaftler. Denn für die hochenergetische Strahlung ist das von Sternen und Galaxien abgestrahlte Hintergrundlicht wie eine Art Nebel, den sie nicht durchdringen kann. "Neueste Messungen haben bereits angedeutet, dass das All transparenter ist als vermutet. Wir haben nun herausgefunden, dass es sogar noch durchlässiger ist."
Wagner und seine Kollegen haben die Gammastrahlung des Quasars - also eines hellen Galaxienkerns - mit dem Magic-Teleskop auf der kanarischen Insel La Palma empfangen. Magic steht für "Major Atmospheric Gamma-ray Imaging Cherenkov". Das Teleskop misst die sekundäre "Cherenkov-Strahlung", ein blaues Leuchten, das beim Auftreffen der hochenergetischen Gammastrahlung auf die Erdatmosphäre entsteht. Die energiereiche Strahlung selbst erreicht den Erdboden nicht.
Die Beobachtung der Gammastrahlung aus den Tiefen des Weltalls zeigt, dass der Kosmos entgegen den Vermutungen einiger Astronomen nur das geschätzte Minimum an Licht - nämlich jenes aller bereits bekannten Galaxien und Sterne - enthält und keine weiteren bislang unbekannten Strahlungsquellen. Das Hintergrundlicht ist von großem Interesse für die Forscher: Da es alles jemals im Kosmos ausgestrahlte Licht enthält, kündet es auch von den Strukturen im frühen Universum. Auf ihrem Weg durch das All sammeln die Gammastrahlen Informationen über die Regionen, die sie durchqueren. "Mit den Messungen von Magic können wir das Hintergrundlicht von damals modellieren und so etwas über die Geschichte des Alls lernen", so Wagner.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2008/durchsichtiges-universum/