Drohender Schneemangel für europäische Skigebiete

Jan Oliver Löfken

Berglandschaft: Eine Hälfte eines Berges ist mit Schnee bedeckt, auf dem Skifahrer fahren; die andere Hälfte ist unbeschneit

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Die fortschreitende Erderwärmung wirkt sich auch zunehmend auf den Wintersport in europäischen Skigebieten aus. Schon heute werden Schneekanonen in vielen Regionen eingesetzt, damit die Pisten über die gesamte Skisaison hinweg beschneit sind. Eine Forschungsgruppe schätzte mithilfe von Klimamodellen nun ab, wie hoch das Risiko für Schneemangel bei einer zukünftigen Erderwärmung von zwei bis vier Grad Celsius ist. Dafür betrachteten sie insgesamt 2234 Skigebiete in Europa – von Norwegen über die Alpenländer bis Spanien. Wie die Forscherinnen und Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ berichten, kann bei einem Temperaturanstieg von vier Grad Celsius ohne künstlichen Schnee fast nirgends mehr Ski gefahren werden.

Hughes Francois von der Universität Grenoble Alpes und sein Team berechneten in ihrer neuen Studie mithilfe der verfügbaren Klimamodelle das natürliche Schneeaufkommen in Europa für verschiedene Stadien der Erderwärmung – mit Temperaturanstiegen von zwei, drei oder vier Grad Celsius. Für die einzelnen Skigebiete beachteten sie zudem den Einfluss der Wintertemperaturen und der Höhe der Pisten. Sollte es gelingen, die Erderwärmung bei zwei Grad Celsius zu stoppen, wäre zukünftig Wintersport in 53 Prozent der 2234 Gebiete nicht mehr ohne ein großes Schneemangelrisiko möglich. Bei einem Temperaturanstieg von vier Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau beträgt das Risiko sogar 98 Prozent.

Der breite Einsatz von Schneekanonen könnte den Anteil der stark gefährdeten Wintersportgebiete jedoch etwas verringern: Bei einer Erwärmung von zwei Grad Celsius würde das Schneemangelrisiko auf 27 Prozent sinken. Doch in tiefer liegenden Regionen wäre es immer noch zu warm, um überhaupt künstlichen Schnee zu erzeugen. Bei einer Erwärmung von vier Grad Celsius könnte das Risiko für Schneemangel in den Skiregionen von 98 Prozent auf 71 Prozent gesenkt werden. Allerdings betonen Hughes und sein Team, dass Schneekanonen viel Energie benötigen und ihr Einsatz die CO2-Emissionen zusätzlich ansteigen lassen würden. Zudem bestünde die Gefahr eines hohen Wasserverbrauchs.

Der Blick auf die einzelnen Skigebiete zeigt, dass es selbst beim Erreichen des Zwei-Grad-Ziels kaum eine Region in Europa geben wird, die ohne künstlichen Schnee auskommt. Mit Schneekanonen werden in den nördlichen Ländern wie Norwegen und in den Alpenregionen von Österreich, Frankreich und der Schweiz in höheren Lagen noch halbwegs gute Wintersportbedingungen herrschen. Doch in den deutschen, italienischen und den slowenischen Alpen werden die Schneebedingungen etwas schlechter sein. Keine nennenswerte Zukunft prognostiziert die neue Studie unter anderem für Wintersport in den kleinen Skigebieten der europäischen Mittelgebirge, in Spanien oder auf den britischen Inseln.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2023/klimawandel-drohender-schneemangel-fuer-europaeische-skigebiete/