Materiestrahl trotz starkem Magnetfeld

Rainer Kayser

Links ein deformierter heller Stern, rechts ein Neutronenstern mit Materiescheibe. Von dem hellen Stern strömt Materie zu der Scheibe. Vom Neutronenstern gehen nach oben und unten gebündelte Strahlen aus.

NASA/JPL-Caltech

Ein internationales Forscherteam hat einen ungewöhnlichen Neutronenstern entdeckt: Sw J0243 besitzt nicht nur ein extrem starkes Magnetfeld, es scheint sich auch gerade ein gebündelter Materiestrahl in dem System zu entwickeln. Das überrascht die Astronomen. Denn bislang gingen sie davon aus, dass starke Magnetfelder die Bildung solcher kosmischen Jets unterdrücken. Die bisherigen Annahmen über die Entstehung dieser Materiestrahlen können also nicht korrekt sein, folgern die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature”.

„Bei allen Arten von Schwarzen Löchern und Neutronensternen konnten wir die Entstehung von Jets beobachten – außer bei Neutronensternen mit starken Magnetfeldern”, erläutern Jakob van den Eijnden von der Universität Amsterdam in den Niederlanden und seine Kollegen die bisherige Situation. Doch am 3. Oktober 2017 registrierte der Satellit Swift eine Reihe von Röntgenblitzen aus einer zuvor unbekannten Quelle. Das als Sw J0243 katalogisierte Objekt entpuppte sich als langsam rotierender Neutronenstern mit einem Magnetfeld von über einem Teragauß. Zudem scheint der kompakte Himmelskörper von einer rotierenden Scheibe aus Gas umgeben zu sein, aus der Materie auf den Neutronenstern abströmt. Van der Eijnden und sein Team beobachteten Sw J0243 nun mit dem Very Large Array in den USA und stießen auf Radiostrahlung, deren Spektrum und Intensität sich im Lauf der Zeit verändert. Das sei charakteristisch für einen Jet, der sich gerade bei dem Neutronenstern formt, so die Wissenschaftler.

Die Intensität des beobachteten Materiestrahls sei aber etwa hundertmal geringer als bei schnell rotierenden Neutronensternen, die kein starkes Magnetfeld aufweisen. Van der Eijnden und seine Kollegen folgern daraus, dass die Rotation eines Neutronensterns eine wichtige Rolle bei der Bildung von kosmischen Jets spielt. Zukünftige Beobachtungen könnten diesen Zusammenhang untersuchen und so zu einem verbesserten theoretischen Modell für dieses Phänomen führen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2018/materiestrahl-trotz-starkem-magnetfeld/