Kosmisches Leuchtfeuer in Rekordentfernung

Schon 770 Millionen Jahre nach dem Urknall gab es ein Schwarzes Loch mit der zweimilliardenfachen Masse der Sonne

Künstlerische Darstellung des Quasars

Künstlerische Darstellung des Quasars

London (Großbritannien)/Garching - Ein Team europäischer Astronomen hat einen Quasar aufgespürt, der 12,9 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist - ein neuer Entfernungsrekord. Dieser Quasar ist zugleich das bislang leuchtkräftigste Objekt im frühen Universum. Das kosmische Leuchtfeuer wird von einem Schwarzen Loch mit der zweimilliardenfachen Masse unserer Sonne angetrieben. Es sei schwer zu erklären, wie kurz nach dem Urknall bereits derart massereiche Objekte entstehen konnten, schreiben die Forscher im Fachblatt "Nature".

"Dieser Quasar verschafft uns wertvolle Einblicke in das frühe Universum", erklärt Stephen Warren vom Imperial College London, der Leiter des Teams. "Es handelt sich um ein sehr seltenes Objekt, das uns helfen wird, zu verstehen, wie supermassereiche Schwarze Löcher einige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall an Masse zugenommen haben." Quasare sind extrem leuchtkräftige Kerne von Galaxien. Sie gewinnen ihre Energie durch den Einfall von Materie in Schwarze Löcher mit der millionen- bis milliardenfachen Masse der Sonne.

Warren und seine Kollegen haben J1120+0641, so die Katalognummer des Rekord-Quasars, unter Millionen von Objekten aufgespürt, die im Rahmen einer Durchmusterung des Himmels im infraroten Strahlungsbereich katalogisiert worden waren. Präzise Untersuchungen des Spektrums von J1120+0641 am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile, sowie am Gemini-Nord-Teleskop auf Hawaii zeigten den Astronomen dann die Rekord-Entfernung des Quasars.

Eine derart große Entfernung ist für die Himmelsforscher zugleich ein Blick in die tiefe Vergangenheit des Kosmos. Das Licht des Quasars benötigt 12,9 Milliarden Jahre zur Erde - die Aufnahmen zeigen das Objekt also so, wie es vor 12,9 Milliarden Jahren aussah, 770 Millionen Jahre nach dem Urknall. Die große Masse des Quasars zu einer so frühen Zeit der kosmischen Entwicklung ist für die Astronomen eine Überraschung. Denn die Theorien zum Wachstum extrem massereicher Schwarzer Löcher sagen eine langsame Zunahme der Masse voraus. Die Wissenschaftler haben deshalb bislang keine Erklärung dafür, wie J1120+0641 bereits so kurz nach dem Urknall eine derart große Masse haben konnte.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2011/kosmisches-leuchtfeuer-in-rekordentfernung/