Supercomputer: China kratzt an der Drei-Petaflop-Marke

Nach offizieller TOP-500-Liste steht der schnellste Computer mit 1,75 Petaflops noch im US-Nuklearlabor - Europa auf Platz 5

Nr. 1 in Europa: Der JUGENE-Supercomputer

Nr. 1 in Europa: Der JUGENE-Supercomputer

Hamburg - Chinas Aufholjagd in den Wissenschaften zeigt sich auch in der heute veröffentlichten TOP500-Liste der schnellsten Supercomputer. Mit einer theoretischen Spitzenrechenleistung von 2,98 Petaflops pro Sekunde, das entspricht knapp drei Billiarden Rechenoperationen, schiebt sich das "Nebulae"- System von Dawning am National Supercomputing Centre in Shenzhen in die Spitzengruppe. Der schnellste Rechner der Welt "Jaguar", ein Cray-System am Oak Ridge National Laboratory in den USA, weist dagegen nur 2,331 Petaflops pro Sekunde auf. Nur dank der Computerbewertung über Linpack, bei dem lineare Gleichungssysteme gelöst werden müssen, kann der US-Rechner mit 1,75 Petaflops pro Sekunde die Spitzenposition gegenüber dem chinesischen Rechner (1,271 Petaflops pro Sekunde nach Linpack) verteidigen. Schnellster europäischer Rechner ist nach wie vor der IBM-Rechner "Jugene" am Forschungszentrum Jülich mit 825,5 Teraflops pro Sekunde gemäß der Linpack-Bewertung. Die TOP500-Liste wurde zum Auftakt der Internationalen Supercomputing Conference (ISC 2010) in Hamburg vorgestellt.

Wegen der Wirtschaftskrise halten sich weitere Änderungen in der TOP500-Liste in Grenzen. Insgesamt führen die USA in der verfügbaren Rechenleistung mit über 55 Prozent aller gelisteten Computer. Auf Platz Zwei folgt bereits China mit 9,2 Prozent und setzt sich damit vor Japan und alle europäischen Staaten. Zwar ist der Prestige-Charakter der TOP500-Liste für eine Nation nicht von der Hand zu weisen. Aber dennoch können die Supercomputer immer komplexere Aufgaben berechnen von dem Design neuer Flugzeuge und Autos über Materialforschung und Klimaszenarien bis hin zur Teilchenphysik und Wirkung von Kernwaffen.

Mit dem Fokus auf zivile Anwendungen wird Europa seine Supercomputer-Zentren bündeln. Im Rahmen des PRACE-Vereins (Partnership for Advanced Computing in Europe) soll allen europäischen Forschern der Zugang zu Supercomputern erleichtert werden. Offiziell wird PRACE am 9. Juni seine Arbeit aufnehmen und bis 2015 bis zu 400 Millionen Euro in neue Rechner investieren. Bis zu vier Computer mit einer Rechenleistung von über einem Petaflop pro Sekunde sollen dann in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien stehen. PRACE soll für das Supercomputing leisten, was die europäischen Verbünde Airbus für die Luftfahrt, ESA für die Raumfahrt oder CERN für die Teilchenphysik geschafft haben.

Das Forschungszentrum Jülich steht mit "Jugene" an der Spitze dieser Entwicklung. Nachdem dort bereits im vergangenen Jahr die Petaflop-Marke als Spitzenleistung durchbrochen wurde, peilen die Jülicher Computerexperten bereits die Exaflop-Hürde, ein Exaflop sind 1000 Petaflops, an. Zusammen mit IBM wurde bereits das Exascale Innovation Center gegründet, in dem bis Ende des Jahrzehnts Hardware-Komponenten und Software für kommende Höchstleistungsrechner entwickelt werden. Das Ziel: Bis 2019 soll der Exaflop-Rechner fertig sein und sich damit im Wettlauf sowohl mit den USA als auch mit China behaupten können.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/nachrichten/2010/supercomputer-china-kratzt-an-der-drei-petaflop-marke/