Methanhydrate vor amerikanischer Küste zerfallen

Jan Oliver Löfken

Methanhydrat in Gestein

Dallas (USA) – Bis zu zehn Billionen Tonnen gefrorenes Methanhydrat lagern weltweit in teils mehrere hundert Meter dicken Eisschichten entlang der Kontinentalränder. An der Ostküste der USA drohen diese Gaslagerstätten nun über eine Fläche von etwa 10.000 Quadratkilometern aufzutauen. Erste Anzeichen dafür fanden Forscher über seismische Analysen vor der Küste des Bundesstaats North Carolina. Verantwortlich machen sie die warmen Wassermassen des Golfstroms, die sich im westlichen Nordatlantik innerhalb von 5000 Jahren um bis zu acht Grad erwärmt hätten. Wie sie in der Zeitschrift „Nature“ berichten, könnte durch das freigesetzte Methan der Klimawandel beschleunigt werden. Mit der Destabilisierung der Methanhydrate drohe auch ein Abrutschen der Kontinentalhänge.

„Methanhydrat ist eine feste Verbindung aus Methangas und Wasser, die aber nur unter hohem Druck und bei tiefen Temperaturen stabil ist“, schreiben Benjamin Phrampus und Matthew Hornbach von der Southern Methodist University in Dallas. Im flachen Küstengewässer hätte die Analyse seismischer Messungen des Meeresbodens jedoch ergeben, dass genau diese Stabilität bei etwa zweieinhalb Milliarden Tonnen Methanhydrat nicht mehr gewährleistet sei. In Tiefen von mehr als 1000 Metern konnten die Forscher dagegen noch keine Hinweise auf ein drohendes Auftauen der Gashydrate erkennen.

Die Ursache für diese Instabilität sehen Phrampus und Hornbach in Verlaufsänderungen des Golfstroms in dieser Region. Dadurch könnte wärmeres Wasser auch die Temperatur am Meeresboden erhöhen und so in flachen Gewässern zu einem Zerfall der gefrorenen Substanz in Methangas und Wasser führen. Sollte das Methan in die Atmosphäre gelangen, würde es zu einer weiteren Erwärmung des Erdklimas führen. Denn Methan fördert den Treibhauseffekt etwa 23 Mal effektiver als Kohlendioxid. Zudem könnte das Abtauen die Stabilität der küstennahen Hänge im Meer verringern. Die Folge wären gefährliche Hangrutschungen, die sogar das Potenzial hätten, Tsunamis auszulösen.

Von einem lokal auf die US-Ostküste beschränkten Phänomen gehen die Forscher nicht aus. Denn es sei unwahrscheinlich, dass die westliche Nordatlantikregion weltweit das einzige Gebeit mit verändernden Meeresströmungen sei. Doch konkrete Belege für ein globales Abtauen der Methanhydratlagerstätten gibt es noch nicht.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2012/methanhydrate-vor-amerikanischer-kueste-zerfallen/