Meeresströmungen im Indischen Ozean wirken sich auf Golfstrom aus

Ein größerer Zustrom des afrikanischen Agulhasstroms in den Atlantik könnte den durch die Erderwärmung beeinflussten Golfstrom stabilisieren

Agulhasstrom

Agulhasstrom

Coral Gables (USA) - Bisherige Klimamodelle sagen eine Abschwächung des Golfstroms voraus, ausgelöst durch die Eisschmelze der Arktis und die dadurch bedingte Aussüßung des Atlantiks. Der Golfstrom transportiert große Massen an warmem Wasser aus der Karibik an die Westküste Europas und sorgt somit für das milde Klima in Europa. Neue Erkenntnisse eines internationalen Wissenschaftlerteams um Lisa Beal von der Universität Miami zeigen nun, dass der Einfluss eines afrikanischen Stroms im Indischen Ozean, des Agulhasstroms, den Salzgehalt und die Temperatur im Atlantik erhöht und somit der Abschwächung des Golfstromes entgegenwirkt.

Die Forscher stellten für ihre Untersuchungen Simulationen mit Ozeanmodellen an und nutzten dazu sogenannte paläoozeanographische Daten. Das sind Daten für klimageschichtliche Ereignisse, in denen es keine direkten Beobachtungen gab und die zum Beispiel durch marine Sedimente - Ablagerungen von Material im Ozean - bestimmt werden.

Der Agulhasstrom transportiert warmes und salziges Wasser des Indischen Ozeans entlang der südöstlichen Küste Afrikas. Südwestlich von Kapstadt kehrt der Strom wieder in den Indischen Ozean zurück und lässt dabei einen Teil des Wassers in Form von großen Wirbeln mit 100 Kilometern Durchmesser in den Atlantik durch. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass über die letzten 500 000 Jahre die Menge an durchgelassenen Agulhas-Wirbeln in den Atlantik das Weltklima beeinflussten: Hohe Mengen an durchgelassenen Wirbeln scheinen das Ende von Eiszeiten angekündigt zu haben.

Modellsimulationen aus aktuellen Satellitenaufnahmen und Vermessungen des Meeresbodens deuten jetzt auf einen erhöhten Zustrom von Wasser aus dem Indischen Ozean in den Atlantik hin. Die zunehmende Erderwärmung führt zu einer Verbreiterung des Korridors für das strömende Wasser zwischen den beiden Ozeanen, wodurch mehr warmes und salziges Wasser den Atlantik erreicht. Einmal im Atlantik, gelangt das Wasser in die nördlichen Breitengrade und verstärkt die Zirkulation des Golfstroms.

Zum Antrieb der Zirkulation ist hinreichend salzhaltiges Wasser nötig. Das warme Wasser strömt an der Oberfläche Richtung Norden in die Arktis. Dort sinkt das salzhaltige dichte kalte Wasser ab und strömt etwa in 2000 Metern Tiefe wieder Richtung Süden. Ist das Wasser im Atlantik nicht salzig genug, wird aufgrund der geringeren Dichte weniger Tiefenwasser gebildet und der Golfstrom wird abgebremst.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2011/meeresstroemungen-im-indischen-ozean-wirken-sich-auf-golfstrom-aus/