Satelliten zeigen schnelle Gletscherschmelze

Jan Oliver Löfken

Satellitenaufnahme einer Eislandschaft

NASA

Um die Gletscherschmelze und den dadurch verursachten Anstieg des Meeresspiegels zu untersuchen, sind exakte Messungen nötig. Eine der genauesten Beobachtungen der Eisschilde auf Grönland und am Südpol gelang Klimaforschern nun mithilfe von Lasern an Bord von zwei Satelliten der NASA. Die Satellitendaten zeigten, dass zwischen den Jahren 2003 und 2019 auf Grönland und am Südpol sehr große Eismassen abschmolzen. Wie die Wissenschaftler nun in der Fachzeitschrift „Science“ berichten, stieg dadurch der Meeresspiegel in diesem Zeitraum um 14 Millimeter an.

Landkarte von Grönlnd, in der unterschiedliche Bereiche verschiedenfarbig markiert sind

Eisschmelze in Grönland

„Wenn man einen Gletscher nur über einen Monat oder auch ein Jahr beobachtet, lernt man nicht viel über die Auswirkungen des Klimawandels“, so Ben Smith vom Polar Science Center der University of Washington in Seattle. Deswegen analysierten der Glaziologe und seine Kollegen die Größe der Eisschilde auf Grönland, dem Südpol und der Eisberge in den jeweiligen Küstengewässern insgesamt über einen Zeitraum von 16 Jahren. Dafür nutzten sie die Laser an Bord der Satelliten ICESat und ICESat-2. Zunächst schickten die Forscher das Laserlicht auf die Oberfläche der Eisschilde. Mithilfe der sogenannten Lidar-Methode beobachteten sie dann – ähnlich wie mit einem Radar – die Laufzeit der von der Oberfläche reflektierten Laserstrahlen.

Damit ließ sich die aktuelle Höhe der Gletscher und – im Vergleich mit älteren Messdaten – auch das Abschmelzen berechnen. „Mit diesen Messungen können wir nun sehr viel sicherer sehen, wie sich das Klima über längere Zeit auf die Eismassen auswirkt“, so Smith. Die Ergebnisse zeigen, dass Grönland zwischen 2003 und 2019 durchschnittlich 200 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr verlor. In der Antarktis schmolzen im gleichen Zeitraum etwa 118 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr. Doch die Gletscherschmelze lief auf beiden Landmassen etwas unterschiedlich ab. Auf Grönland tauten vor allem Eismassen auf dem Land, wodurch das Schmelzwasser direkt zum Anstieg des Meeresspiegels beitrug.

In der Antarktis schmolzen dagegen hauptsächlich schwimmende Eisberge. Vor allem in der Westantarktis war die Schmelze stark ausgeprägt – pro Jahr verloren dort große Gletscher drei bis fünf Meter an Höhe. Auch wenn das Schmelzwasser von Eisbergen den Meeresspiegel nicht direkt ansteigen lässt, rutschten aufgrund der Schmelze verstärkt Eismassen vom Festland ins Meer und erhöhten so den Meeresspiegel. Zusätzlich zeigten die Messungen, dass die Eisschilde in manchen Regionen durch Schneefall wuchsen. Doch dieser Effekt gleicht den durch die Erderwärmung verursachten Eisschwund bei Weitem nicht aus.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2020/satelliten-zeigen-schnelle-gletscherschmelze/