El Niños im Rückblick

Jan Oliver Löfken

Zwei Taucher unter Wasser, einer von ihnen stellt einen metallenen Zylinder auf einen Felsen

Jason Turl

Durch das Klimaphänomen El Niño verändern sich die Strömungen in der Äquatorregion des Pazifiks drastisch. Vor den Küsten Perus erwärmen sich die oberen Wasserschichten um mehrere Grad, vor Australien und Indonesien sinken sie dagegen ab. Dieses natürliche Phänomen verursacht ungewöhnlich starke Regenfälle im südamerikanischen Andenraum und Wassermangel in Südostasien und Australien. Selbst auf das Wetter in Afrika, Europa und Indien können sich stark ausgeprägte El Niños auswirken. Wissenschaftler haben die Entwicklung von El-Niño-Ereignissen nun über die vergangenen vier Jahrhunderte rekonstruiert. Wie sie in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ berichten, traten seit den 1990er-Jahren signifikant mehr El Niños im Zentralpazifik auf. Zudem nahmen El Niños im Ostpazifik an Intensität zu.

Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen El Niños und dem Klimawandel ließ sich bisher nicht nachweisen. Zu dürftig war die Datenlage, da man Temperaturmessungen der Oberflächengewässer im Pazifik erst seit dem 20. Jahrhundert durchführte. Doch Korallen bieten ein weiter in die Vergangenheit reichendes Klimaarchiv, vergleichbar mit den Jahresringen von uralten Bäumen. Mandy Freund von der University of Melbourne und ihre Kollegen analysierten daher Proben von insgesamt 27 Korallenbänken, verteilt über den gesamten Pazifik. Als Maßstab für das Korallenwachstum zog das Team den Gehalt eines bestimmten Sauerstoffisotops sowie die Konzentrationsverhältnisse der beiden Metalle Strontium und Kalzium heran. Anhand der Messdaten schlossen die Forscher auf die vorherrschenden Wassertemperaturen bis etwa ins Jahr 1600 zurück. Wichen die Wassertemperaturen deutlich vom Durchschnitt ab, deutet das auf ein El-Niño-Jahr hin.

„Wir sehen mehr El Niños im Zentralpazifik in den vergangenen Jahrzehnten“, berichtet Freund. „Über den gesamten Zeitraum der letzten 400 Jahre ist das ungewöhnlich.“ Zudem fanden die Wissenschaftler erste Hinweise darauf, dass die Intensität von El Niños im Ostpazifik im gleichen Zeitraum anwuchs. In dieses Bild passen auch die starken Ereignisse während der Jahreswechsel 1997/1998 und 2015/2016. Freund und ihre Kollegen sehen in ihren Analysen aber nicht nur eine Datenbasis, um die El-Niño-Historie exakter zu untersuchen. Sie rechnen auch mit der Entwicklung neuer Modelle, um die künftige Entwicklung dieses Klimaphänomens mitsamt den weitreichenden Folgen für das globale Wetter verlässlicher abschätzen zu können.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2019/el-ninos-im-rueckblick/