Sedimente sprechen gegen Schneeball-Erde

Vor 500 bis 850 Millionen Jahren durchlief die Erde eine Phase extremer Vereisung, das so genannte Cryogenium. Einige Klimaforscher vertreten seit den 1990er Jahren die These von der "Schneeball-Erde", nach der die Weltmeere in dieser Zeit vollkommen zugefroren waren. Untersuchungen von Sedimentablagerungen aus dem Cryogenium durch ein britisch-schweizer Forscherteam widersprechen jetzt jedoch dieser Theorie.

London (Großbritannien) - Wie die Wissenschaftler im Fachblatt "Geology" berichten, gab es auch in diesem Erdzeitalter starke Klimaschwankungen, wie sie auf einer Schneeball-Erde nicht möglich gewesen wären.

"Wenn die Erde für eine lange Zeit vollkommen vereist gewesen wäre, hätte es keine Klimazyklen mehr geben können", erklärt der Leiter der Studie, Philip Allen vom Imperial College in London. "die Erde wäre eine trostlose Welt ohne Wetter gewesen, denn ohne Verdampfung von Wasser aus den Ozeanen hätte es auch keine Niederschläge geben können." Doch Allen und seine Kollegen stießen in den Sedimentablagerungen aus dem Cryogenium auf Perioden, in denen es offenbar starke Erosionen durch Niederschläge gegeben hat.

Anhand der chemischen Veränderungen in den Sedimenten konnten die Forscher drei Epochen identifizieren, in denen es tatsächlich extrem kalt war. Doch zwischen diesen Epochen hat es offenbar wärmere Zwischeneiszeiten gegeben. Das Team um Allen zieht daraus den Schluss, dass es im Cryogenium zwar eine extreme Vergletscherung der Erde gegeben hat, es aber nie zu einem völligen Zufrieren aller Ozeane gekommen ist.

Doch auch dieser Befund wirft wieder neue Fragen auf. "Das war immerhin die schwerste Vergletscherung innerhalb der letzten Milliarde Jahren", so Allen, "und die große Frage ist nun für uns: Wieso ist das Eis zwar bis zu den Tropen vorgedrungen, hat es dann aber nicht geschafft, den ganzen Erdball zu überdecken?" Ein völliges Zufrieren aller Ozeane hätte vermutlich einen erheblichen Rückschlag für die Entwicklung des Lebens auf der Erde bedeutet. "Auch heute leben wir in einer Zeit der Klimaveränderung", so Allen, "die Untersuchung früherer Klimaänderungen liefert uns wertvolle Hinweise darauf, wie sich das Klimasystem in Extremsituationen verhält."

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/erde/nachrichten/2007/sedimente-sprechen-gegen-schneeball-erde/