Sonnenteleskop fliegt um den Nordpol

Fernrohr hängt am größten jemals in Europa gestarteten Höhenballon - und soll die bislang schärfsten Bilder von der Sonne liefern

Sunrise-Start

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Esrange (Schweden) - Heute Morgen um 8.27 Uhr ist das deutsche Sonnenteleskop Sunrise vom Startplatz Esrange in Nordschweden zu einem fünftägigen Flug um den Nordpol aufgebrochen. Das Instrument soll detaillierte Bilder von dynamischen Prozessen auf der Sonnenoberfläche liefern. Das Sonnenteleskop mit seinem ein Meter großen Objektiv kann noch Einzelheiten auf der Sonne sichtbar machen, die nur 35 Kilometer groß sind. Der Ballon trägt Sunrise auf eine Höhe von 30 Kilometern; voraussichtlich am 12. Juni geht das Teleskop im Norden Kanadas an einem Fallschirm nieder.

Die Nutzlastgondel von Sunrise wiegt über zwei Tonnen. Damit der Ballon dieses Gewicht bis in die Stratosphäre transportieren kann, musste er mit 2500 Kubikmeter Helium gefüllt werden. Beim Aufstieg blähte sich der Ballon auf einen Durchmesser von 100 Metern auf - die Dresdner Frauenkirche hätte darin bequem Platz. In der Zielflughöhe von 30 Kilometern kann Sunrise auch die ultraviolette Strahlung der Sonne nahezu ungehindert beobachten, die in tieferen Atmosphäreschichten von Ozon und Wasserdampf absorbiert wird.

Sunrise wurde vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR gefördert und dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau gebaut. Mit 20 Millionen Euro trägt Deutschland etwa zwei Drittel der Projektkosten. Ziel der Forscher ist es, erstmals die Bewegung und magnetische Orientierung feiner Strukturen im heißen Plasma, also dem ionisierten Gas in der Sonnenatmosphäre, zu erfassen. Denn auf der Oberfläche unseres Zentralgestirns brodelt es wie in einem Kochtopf. Dabei kommt es auch zu gigantischen Eruptionen, bei denen Wolken heißen Plasmas ins All geschleudert werden. Durch die Beobachtung der dynamischen Prozesse wollen die Wissenschaftler die zugrunde liegenden physikalischen Kräfte und das Verhalten der Sonne als Ganzes besser verstehen.

Die in der Polarregion gegenwärtig herrschende Mitternachtssonne ermöglicht es, dass Sunrise bei seiner mehrtägigen Reise um den Nordpol ständig die Sonne im Blick behalten kann. Über dem Bergungsgebiet in Kanada wird der Ballon per Funk-Kommando abgetrennt und an einem Fallschirm zur Erde zurückkehren. Der Ballon wird dabei zerstört und fällt separat zu Boden. Nach erfolgreicher Bergung kann das Teleskop für weitere Missionen benutzt werden.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2009/sonnenteleskop-fliegt-um-den-nordpol/