Tunguska-Krater gefunden?

Ein Team italienischer Forscher behauptet, den Einschlagkrater des berühmten "Tunguska-Ereignisses" von 1908 aufgespürt zu haben. Damals gab es in einer abgelegenen Region Sibiriens eine Explosion, die ein Waldgebiet von rund 2000 Quadratkilometern verwüstet hat.

Cheko-See

Cheko-See

Bologna (Italien) - Vermutlich ist damals ein rund 30 Meter großer Asteroid auf die Erde gestürzt -- doch bislang konnte trotz zahlreicher Suchaktionen kein Krater und keinerlei Überreste des Himmelskörpers gefunden werden. Die italienischen Wissenschaftler glauben nun, bei dem rund acht Kilometer nördlich des Epizentrums der Explosion gelegenen kreisrunden Cheko-See könnte es sich um den Einschlagkrater handeln.

"Die Form des Sees unterscheidet sich von anderen subarktischen Thermokarst-Seen in Sibirien", schreiben die Forscher um Luca Gaspirini vom Institut für Meereswissenschaften in Bologna im Fachblatt "Terra Nova". "Seine Form lässt sich zudem nur schwer mit normalen tektonischen oder Erosions- und Ablagerungsprozessen erklären, ist aber in guter Übereinstimmung mit dem Einschlag eines Himmelskörpers."

Die Forscher haben den 300 Meter großen See mit seismologischen Messungen, Ultraschall-Sondierungen und Bohrungen untersucht. Der See besitzt ein ungewöhnliches kaminartiges Profil und ist mit 50 Metern zudem tiefer als andere Seen in der Umgebung. Außerdem stießen die Wissenschaftler in einer Tiefe von zehn Metern unter den Sedimentablagerungen am Boden des Gewässers auf eine signifikante Materieverdichtung -- möglicherweise Überreste des herabgestürzten Asteroiden, so die Forscher. Im nächsten Jahr will das Team mit einer weiteren Expedition zum Cheko-See zurückkehren und mit tieferen Bohrungen Proben aus der verdichteten Region entnehmen. Die Analyse solcher Proben könnte eindeutig bestätigen oder widerlegen, dass das Material aus dem Weltall stammt.

Das Tunguska-Ereignis ist der einzige bekannte Einschlag eines größeren Himmelskörpers in der Neuzeit. Wäre der Asteroid über einer Großstadt niedergegangen, es hätte eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes gegeben: Die Explosion hatte eine Stärke von 10 bis 20 Megatonnen TNT, das entspricht der 50- bis 100-fachen Sprengkraft der Atombombe von Hiroschima. Alle paar hundert Jahre, so sagen die Berechnungen der Astronomen voraus, ist irgendwo auf der Erde mit dem Niedergang eines Asteroiden ähnlich dem Tunguska-Fall zu rechnen.

Quelle: https://www.weltderphysik.de/gebiet/universum/nachrichten/2007/tunguska-krater-gefunden/